Performative Kompetenz: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Performative Kompetenz''' ist die Fähigkeit, sich kritisch mit der „Inszeniertheit“ (vgl. Hallet 2010) von Wirklichkeit auseinanderzusetzen und sie im Spiel selbst zuergründen. Partizipation wird sowohl im Spielen als auch im Zuschauen begründet, da das reflektierende
Beobachten gleichzeitig eine Teilnahme an den Lernprozessen ist.
Der Begriff wurde 2010 erstmals von Hallet bildungstheoretisch begründet:<br />
Der Begriff wurde 2010 erstmals von Hallet bildungstheoretisch begründet:<br />


{{Zitat|An dieser Stelle soll 'Performative Kompetenz' vorläufig definiert werden als ein Bündel von Fähigkeiten des Individuums, die Inszeniertheit allen sozialen Handelns zu verstehen, selbst soziale Interaktionssituationen zu initiieren, diese selbstbestimmt mitzugestalten und die eigene Rolle darin kritisch zu reflektieren.|http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de}}
{{Box|Zitat|An dieser Stelle soll 'Performative Kompetenz' vorläufig definiert werden als ein Bündel von Fähigkeiten des Individuums, die Inszeniertheit allen sozialen Handelns zu verstehen, selbst soziale Interaktionssituationen zu initiieren, diese selbstbestimmt mitzugestalten und die eigene Rolle darin kritisch zu reflektieren.<ref>http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de</ref>
|Zitat}}
 
*Das Individuum soll:
 
:*'''verstehen''', dass '''sozieles Handeln inszeniert erfolgt'''
:*soziale Interaktionssituationen selbst '''initiieren'''
:*soziale Interaktionssituationen '''selbstbestimmt mitgestalten'''
:*eigene Rolle in soziale Interaktionssituationen  '''kritisch reflektieren'''
 
'''Hallet definiert abschließend Performative Kompetenz als Bündel folgender Fähigkeiten:'''
 
{{Box|Zitat|
;Als Fähigkeit zur fremdsprachigen
* aktiven, verantwortungsvollen, partnerschaftlichen Partizipation an sozialen Interaktionen und Aushandlungen;
* kognitiven und handelnden Strukturierung von social dramas, role-taking usw.;
* Identifizierung und Bestimmung von Interaktionsrollen (auch der eigenen);
* situationsadäquaten performance in verschiedenen Kontexten, auch im Unterricht;
* kritischen (auch ethischen) Reflexion eigener Inszenierungen und 'Auftritte';
* Unterscheidung verschiedener Wirklichkeitsebenen und die kritische (auch ethische) Reflexion von Inszenierungen, besonders auch von medialen
;sowie als Fähigkeit
*zum Verstehen der Interaktionsmodelle und der Rhetorik von stage dramas und dramatischen Texten.
<ref>http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de; S. 12</ref>
|Zitat}}
 
==Grundlagen / Verweise dieser Definition==
===Sprechakttheorie: Performationsbegriff der Sprechakttheorie===


* Zusammengefasst - Das Individuum soll:
:*Sprache hat Handlungscharakter
:* '''Verstehen''', dass sozieles Handeln inszeniert erfolgt
:*jedes Sprechen ist Vollzug partnerorientierten Handelns
:* soziale Interaktionssituationen selbst '''initiieren'''
:*Siehe auch {{wpde|Sprechakttheorie}}
:* soziale Interaktionssituationen '''selbstbestimmt mitzugestalten'''
:* eigene Rolle in soziale Interaktionssituationen  '''kritisch zu reflektieren'''


== Grundlagen / Verweise dieser Definition ==
=== Sprechakttheorie: Performationsbegriff der Sprechakttheorie ===
:* Sprache hat Handlungscharakter
:* jedes Sprechen ist Vollzug partnerorientierten Handelns
:* Siehe auch {{wpde|Sprechakttheorie}}
<br />
<br />


=== Ethnologe Victor Turner: Ritualisierte Formen in Alltagssituationen ähneln Dramen ===
===Ethnologe Victor Turner: Ritualisierte Formen in Alltagssituationen ähneln Dramen===
{{Zitat|Für Turner sind die ritualisierten Formen der Interaktion in sozialen Alltagssituationen so dramenähnlich, dass er sie als social dramas bezeichnet. In der Ritualisierung dieser ‚Alltagsdramen‘ lässt sich ihm zufolge eine Struktur erkennen, die der des literarischen stage drama gleicht, und zwar in ihrer ausgeprägten Form der des klassischen Dramas|http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de}}
 
:* Siehe auch {{wpde|Victor Turner}}
{{Box|Zitat|Für Turner sind die ritualisierten Formen der Interaktion in sozialen Alltagssituationen so dramenähnlich, dass er sie als social dramas bezeichnet. In der Ritualisierung dieser ‚Alltagsdramen‘ lässt sich ihm zufolge eine Struktur erkennen, die der des literarischen stage drama gleicht, und zwar in ihrer ausgeprägten Form der des klassischen Dramas.<ref>http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de</ref>
|Zitat}}
 
:*Siehe auch {{wpde|Victor Turner}}
 
==Was versteht man unter „Inszeniertheit von Wirklichkeit“==
 
==Relevanz für die Performative Kompetenz==
 
===Annahme, dass auch Alltagshandlungen von Inszenierungen und Selbst-Repräsentationen geprägt sind===
 
*In Alltagsinteraktionen bilden sich verschiedene Rollen und Identitäten heraus.
 
 
===Unterricht als Inszenierung / Bühne===
Fremdsprachenunterricht im besonderen besitzt Inszenierungscharakter. Man vergleicht ihn mit einer "Bühne", "auf der bereits auf der Ebene der ’Kommunikationsform Unterricht’ ein diskursiv-soziales Spiel inszeniert wird." <ref>Hallet (2010): http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de ; S.6</ref>
 
===Lebenswelt der Jugendlichen im 21. Jahrhundert===
Die aktuelle Medienwirklichkeit (Internet usw.) verstärken den Inszenierungscharakter der Wirklichkeit<ref>„Als Wirklichkeit (Theater) wird eine Situation erfahren, in der ein Akteur an einem – häufig besonders hergerichteten – Ort zu einer bestimmten Zeit vor den Blicken anderer (Zuschauer) etwas tut. Wirklichkeit erscheint in diesem Sinne prinzipiell als theatrale Wirklichkeit“ (Fischer-Lichte 2002: 292).</ref> (virtuelle Realitäten, Rollen,  Identitäten im Internet) und stehen als mögliche Welt in Konkurrenz zur "realen" Welt.
 
{{Box|Zitat|Das Verhalten in und der Umgang mit der solcherart theatralisierten, zunehmend medial durchdrungenen Wirklichkeit verstärken die Dringlichkeit der Entwicklung einer Performativen Kompetenz; nur sie kann die jungen Menschen befähigen, den Inszenierungscharakter verschiedener Wirklichkeitsebenen zu erkennen, sich selbst in diesen inszenierten Wirklichkeiten zu positionieren sowie selbstbestimmt und verantwortungsvoll damit umzugehen.<ref>http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de; S. 5</ref>
|Zitat}}
 
*erkennen -> positionieren -> selbstbestimmt und verantwortungsvoll umgehen
 
===Übergreifendes Bildungsziel===
{{Box|Zitat|Performative Kompetenz ist erforderlich, um als Aktant wirkungsvoll soziale Interaktionen initiieren und entwickeln zu können und die eigene Position im komplexen Zusammenspiel verschiedener Wirklichkeitsebenen zur Geltung bringen zu können. Das Fremdsprachenlernen gewinnt daher auch deutlich eine Dimension des kulturellen Lernens, das die Schüler/innen zur Bewältigung von Alltagssituationen in ihrer eigenen Lebenswelt befähigt (vgl. Hallet 2010b).<ref>http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de; S. 6</ref>
|Zitat}}
 
==Performative Kompetenz und Fremdsprachenunterricht==
Der FSU ist ein Ort, der zur Ausbildung der performativen Kompetenz der Lernenden beitragen kann. diese befähigt die Lerner zur '''Bewältigung von Alltagssituationen''' in ihrer eigenen Lebenswelt.
 
Folgende Ebenen dieser Performativität im FSU werden genannt:
 
#Die Theatralität des Fremdsprachenunterrichts
#Szenisch-dialogische Texte im Fremdsprachenunterricht
#Die Inszenierungsdidaktik
#’Inszenierung und Wirklichkeit’ als Thema des Fremdsprachenunterrichts
#Dramatische Formen und szenische Verfahren<br />
 
==Weblinks==
 
*[http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de Performative Kompetenz und Fremdsprachenunterricht von Wolfgang Hallet] in [http://www.ucc.ie/en/scenario/ SCENARIO]
*[http://research.ucc.ie/scenario/2014/02/KulovicsTerler/08/de Herzstück: Performatives Lehren und Lernen am Beispiel eines Gemeinschaftsprojekts im universitären DaF-Bereich] oder frei nach Schiller: Von der performativen Erziehung des Menschen - [http://www.ucc.ie/en/scenario/ SCENARIO]
*[http://research.ucc.ie/scenario/2014/02/JogschiesStoeverBlahak/06/de Ein performatives Konzept im Fremdsprachenunterricht – In 14 Schritten zur eigenen Inszenierung]


== Relevanz für die Performative Kompetenz ==
==Siehe auch==
* Lebenswelt der Jugendlichen im 21 Jahrhundert: Die aktuelle Medienwirklichkeit (Internet usw.) verstärken den Inszenierungscharakter der {{Zitat|Wirklichkeit (virtuelle Realitäten, Rollen) und stehen als mögliche Welt in Konkurrenz zur "realen" Welt.
Das Verhalten in und der Umgang mit der solcherart theatralisierten, zunehmend medial durchdrungenenWirklichkeit verstärken die Dringlichkeit
der Entwicklung einer Performativen Kompetenz; nur sie kann die jungen Menschen befähigen, den Inszenierungscharakter verschiedener
Wirklichkeitsebenen zu erkennen, sich selbst in diesen inszenierten Wirklichkeiten zu positionieren sowie selbstbestimmt und verantwortungsvoll
damit umzugehen.|http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de ; S.5}}


== Performative Kompetenz und Fremdsprachenunterricht ==
*[[Inszenierungen im Fremdsprachenunterricht]]
Der FSU ist ein Ort, der zur Ausbildung der performativen Kompetenz der Lernenden beitragen kann.
*[[Dramapädagogik]]


== Links ==
[[Kategorie: DaF-Glossar]]
* [http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de Performative Kompetenz und Fremdsprachenunterricht von Wolfgang Hallet] in [http://www.ucc.ie/en/scenario/ SCENARIO]
<references />
[[Kategorie:Fertigkeiten]]

Aktuelle Version vom 23. Oktober 2020, 06:25 Uhr

Performative Kompetenz ist die Fähigkeit, sich kritisch mit der „Inszeniertheit“ (vgl. Hallet 2010) von Wirklichkeit auseinanderzusetzen und sie im Spiel selbst zuergründen. Partizipation wird sowohl im Spielen als auch im Zuschauen begründet, da das reflektierende Beobachten gleichzeitig eine Teilnahme an den Lernprozessen ist.

Der Begriff wurde 2010 erstmals von Hallet bildungstheoretisch begründet:


Zitat

An dieser Stelle soll 'Performative Kompetenz' vorläufig definiert werden als ein Bündel von Fähigkeiten des Individuums, die Inszeniertheit allen sozialen Handelns zu verstehen, selbst soziale Interaktionssituationen zu initiieren, diese selbstbestimmt mitzugestalten und die eigene Rolle darin kritisch zu reflektieren.[1]

  • Das Individuum soll:
  • verstehen, dass sozieles Handeln inszeniert erfolgt
  • soziale Interaktionssituationen selbst initiieren
  • soziale Interaktionssituationen selbstbestimmt mitgestalten
  • eigene Rolle in soziale Interaktionssituationen kritisch reflektieren

Hallet definiert abschließend Performative Kompetenz als Bündel folgender Fähigkeiten:


Zitat
Als Fähigkeit zur fremdsprachigen
  • aktiven, verantwortungsvollen, partnerschaftlichen Partizipation an sozialen Interaktionen und Aushandlungen;
  • kognitiven und handelnden Strukturierung von social dramas, role-taking usw.;
  • Identifizierung und Bestimmung von Interaktionsrollen (auch der eigenen);
  • situationsadäquaten performance in verschiedenen Kontexten, auch im Unterricht;
  • kritischen (auch ethischen) Reflexion eigener Inszenierungen und 'Auftritte';
  • Unterscheidung verschiedener Wirklichkeitsebenen und die kritische (auch ethische) Reflexion von Inszenierungen, besonders auch von medialen
sowie als Fähigkeit
  • zum Verstehen der Interaktionsmodelle und der Rhetorik von stage dramas und dramatischen Texten.

[2]

Grundlagen / Verweise dieser Definition

Sprechakttheorie: Performationsbegriff der Sprechakttheorie

  • Sprache hat Handlungscharakter
  • jedes Sprechen ist Vollzug partnerorientierten Handelns
  • Siehe auch SprechakttheorieWikipedia-logo.png


Ethnologe Victor Turner: Ritualisierte Formen in Alltagssituationen ähneln Dramen

Zitat

Für Turner sind die ritualisierten Formen der Interaktion in sozialen Alltagssituationen so dramenähnlich, dass er sie als social dramas bezeichnet. In der Ritualisierung dieser ‚Alltagsdramen‘ lässt sich ihm zufolge eine Struktur erkennen, die der des literarischen stage drama gleicht, und zwar in ihrer ausgeprägten Form der des klassischen Dramas.[3]

Was versteht man unter „Inszeniertheit von Wirklichkeit“

Relevanz für die Performative Kompetenz

Annahme, dass auch Alltagshandlungen von Inszenierungen und Selbst-Repräsentationen geprägt sind

  • In Alltagsinteraktionen bilden sich verschiedene Rollen und Identitäten heraus.


Unterricht als Inszenierung / Bühne

Fremdsprachenunterricht im besonderen besitzt Inszenierungscharakter. Man vergleicht ihn mit einer "Bühne", "auf der bereits auf der Ebene der ’Kommunikationsform Unterricht’ ein diskursiv-soziales Spiel inszeniert wird." [4]

Lebenswelt der Jugendlichen im 21. Jahrhundert

Die aktuelle Medienwirklichkeit (Internet usw.) verstärken den Inszenierungscharakter der Wirklichkeit[5] (virtuelle Realitäten, Rollen, Identitäten im Internet) und stehen als mögliche Welt in Konkurrenz zur "realen" Welt.


Zitat

Das Verhalten in und der Umgang mit der solcherart theatralisierten, zunehmend medial durchdrungenen Wirklichkeit verstärken die Dringlichkeit der Entwicklung einer Performativen Kompetenz; nur sie kann die jungen Menschen befähigen, den Inszenierungscharakter verschiedener Wirklichkeitsebenen zu erkennen, sich selbst in diesen inszenierten Wirklichkeiten zu positionieren sowie selbstbestimmt und verantwortungsvoll damit umzugehen.[6]

  • erkennen -> positionieren -> selbstbestimmt und verantwortungsvoll umgehen

Übergreifendes Bildungsziel

Zitat

Performative Kompetenz ist erforderlich, um als Aktant wirkungsvoll soziale Interaktionen initiieren und entwickeln zu können und die eigene Position im komplexen Zusammenspiel verschiedener Wirklichkeitsebenen zur Geltung bringen zu können. Das Fremdsprachenlernen gewinnt daher auch deutlich eine Dimension des kulturellen Lernens, das die Schüler/innen zur Bewältigung von Alltagssituationen in ihrer eigenen Lebenswelt befähigt (vgl. Hallet 2010b).[7]

Performative Kompetenz und Fremdsprachenunterricht

Der FSU ist ein Ort, der zur Ausbildung der performativen Kompetenz der Lernenden beitragen kann. diese befähigt die Lerner zur Bewältigung von Alltagssituationen in ihrer eigenen Lebenswelt.

Folgende Ebenen dieser Performativität im FSU werden genannt:

  1. Die Theatralität des Fremdsprachenunterrichts
  2. Szenisch-dialogische Texte im Fremdsprachenunterricht
  3. Die Inszenierungsdidaktik
  4. ’Inszenierung und Wirklichkeit’ als Thema des Fremdsprachenunterrichts
  5. Dramatische Formen und szenische Verfahren

Weblinks

Siehe auch

  1. http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de
  2. http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de; S. 12
  3. http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de
  4. Hallet (2010): http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de ; S.6
  5. „Als Wirklichkeit (Theater) wird eine Situation erfahren, in der ein Akteur an einem – häufig besonders hergerichteten – Ort zu einer bestimmten Zeit vor den Blicken anderer (Zuschauer) etwas tut. Wirklichkeit erscheint in diesem Sinne prinzipiell als theatrale Wirklichkeit“ (Fischer-Lichte 2002: 292).
  6. http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de; S. 5
  7. http://research.ucc.ie/scenario/2010/01/hallet/02/de; S. 6