Lernstrategien

Aus ZUM Deutsch Lernen

Als Lernstrategien werden die vom Lernenden zum Zweck des Wissenserwerbs aktiv eingesetzten Verhaltensweisen und Kognitionen bezeichnet. Als Muster für Problemlösungen werden sie individuell und situationsspezifisch unterschiedlich eingesetzt.
Sie sind Teilfertigkeiten des Sprachenlernens und Voraussetzung für die Lernerautonomie.

Verschiedene aktuelle Studien zeigen einen Einfluss von Lernstrategien auf die Lernleistungen in einer Fremdsprache. (DESI-StudieWikipedia-logo.png, ADEQUA-Studie)

Formen von Lernstrategien (weit gefasst)

  • Die folgende Einteilung orientiert sich an Wild (2005). [1]


Kognitive Lernstrategien (Primärstrategien)

Auch direkte Lernstrategien genannt, die man "oberflächenorientierte Strategien" und in "tiefenorientierte Strategien" unterscheiden kann. Konkret sind es die mentalen Prozesse, die bei der Verarbeitung einer Aufgabenstellung erfolgen.

Oberflächenorientierte Strategien

Memorieren von Fakten

Tiefenorientierte Strategien

Diese zielen auf Verstehen oder auf kritische Auseinandersetzung mit dem Gegenstand ab. Man unterscheidet:

  • Organisationsstrategien: werden oft auch als Stützstrategien bezeichnet, weil sie dem Memorieren und den Elaborieren zuarbeiten. Der Lerngegenstand wird so aufgearbeitet, dass er sinnvoll weiterverarbeitet werden kann.
  • Listen zum Auswendiglernen erstellen (Vokabeln), Gedächtnisstrategien entwickeln
  • Zusammenfassungen schreiben
  • Alle Formen der Neuorganisation des Inhalts: Graphiken, Tabellen anfertigen, um zum Beispiel einen Text zu verstehen
  • Anstreichen von Textstellen


  • Elaborationsstrategien: Prozesse, bei denen neue Informationen in das Netzwerk bereits bekannter Informationen eingefügt werden.
  • Übertragung abstrakter Inhalte in konkrete Beispiele
  • Kontextualisierung von Begriffen
  • Sprachverarbeitungsstrategien: Sprachgebrauchsstrategien wie Vorwissen nutzen, die Kommunikation mit allen Mitteln aufrecht erhalten.


  • Kritisches Prüfen: Hier werden Argumentationen und Modelle auf dem Hintergrund von Vorwissen auf logische Stimmigkeit geprüft.
  • Vergleiche
  • Analysen
  • Abstraktionen

Indirekte Lernstrategien (Sekundärstrategien)

Metakognitive Strategien

  • ... zur Regulierung des eigenen Lernens
  • Lernschritte planen
  • Lernschritte überwachen
  • Lernschritte regulieren

Ressourcenorientierte Strategien

Externe Ressourcen
  • Gestaltung von Lernumgebung und Arbeitsplatz
  • Nutzung von Informationsquellen
  • Lernen mit Mitschülern
Interne Ressourcen
  • Anstrengung
  • Aufmerksamkeit
  • Zeitmanagement

Konkret im Fremdsprachenunterricht unterscheidet man:

  1. (Sprach)Lernstrategien
  2. Sprachgebrauchsstrategien

1. Sprach)Lernstrategien:

wenden Lerner an, um eine Fremdsprache zu erlernen.

Beispiele:


2. Sprachgebrauchsstrategien:

(ge)brauchen Lerner für den kommunikativen Gebrauch und das Verstehen der Fremdsprache.

Beispiele:


  • Es ist umstritten, ob diese Trennung bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Lernens sinnvoll ist. Alternativ spricht man auch von "Lernerstrategien".

Rahmenmodell zur Vermittlung von Lernstrategien im Fremdsprachenunterricht

Ziele:

  1. Förderung des Bewusstseins des Lernenden ("Ich verwende schon Lernstrategien!")
  2. Aufbau deklarativen, prozeduralen und konditionalen Strategien-Wissens aufseiten der Lernenden
  3. Möglichkeiten schaffen, das bislang erworbene Wissen über Lernstrategien praktisch anzuwenden
  4. Lernende können über den individuellen Strategieneinsatz reflektieren und Erkenntnisse für zukünftige Lern- und Arbeitsprozesse gewinnen

Zu 1. Die Förderung des Bewusstseins des Lernenden zum Beispiel im Anschluss an die Bearbeitung einer Aufgabe durch:

  • Diskussionen, gezielte Fragen, Partnerinterviews

Beispiele:

Zu 2. Aufbau von Strategien-Wissens durchPräsentation verschiedener Lernstrategien:

  • in Form von Erklärungen, Verbalisierung einzelner Planungs-, Durchführungs- und Kontrollschritte“

Beispiel:

Zu 3. praktische Anwendung des Strategien-Wissen in Übungsphasen:
Hier wird empfohlen, kognitiv anspruchsvolle Aufgaben zu bearbeiten, damit die Lerner eine Vielzahl an Lernstrategien anwenden und erproben können.
Beispiel:

Zu 4. individuelle Reflexion:

Durch den Einsatz von Portfolios, Evaluationsbögen oder einer regelmäßigen Selbstbeobachtung mit Erfahrungsaustausch
Beispiel:

Die Rolle der Lehrkraft

Die Lehrstrategien der Lehrkraft haben direkten Einfluss auf Lernstrategien der Lernenden.[2]

Lernstrategieförderung

Wichtige Kriterien einer erfolgreichen Lernstrategieförderung:

  • Lernkultur: Wenn früh Memorierungsstrategien präferiert werden, dann wirkt das ungünstig auf die Entwicklung weiterer Strategien.
  • Aufgabenstellungen müssen von den Lernern als subjektiv bedeutsam empfunden werden.
  • Lernstrategien müssen praktisch vorgeführt, geübt und trainiert werden.
  • Lernstrategien müssen kontinuierlich zum Gegenstand von Unterricht gemacht werden. (Die Vermittlung in einem überfachlichen Kurs ist unzureichend.)
  • Lernstrategien sollten in allen Fächern beachtet werden, idealerweise fächerübergreifend vermittelt werden.
  • Besonders die Lesestrategien sind wichtige Voraussetzungen für das Fremdsprachenlernen.

Referenzen

<references>

  1. Wild, K.-P. (2005). Individuelle Lernstrategien von Studierenden. Beiträge zur Lehrerinnen- u. Lehrerbildung, 23 (2), 191-206. - http://www.bzl-online.ch/archivdownload/artikel/BZL_2005_2_191-206.pdf
  2. Donche, V. (2013); Differential use of learning strategies in first-year higher education: the impact of personality, academic motivation, and teaching strategies.; http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23692533