Gruppenpuzzle: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Definition==
[[Datei:Gruppenpuzzle.png|miniatur|300px|Gruppenpuzzle]]
*[http://educeth.ethz.ch/didaktik/puzzle/ '''Die Puzzle-Methode''']
[[Datei:Kooperatives lernen-pixabay.jpg|mini|Kooperatives Lernszenario]]
:"Die Puzzle-Methode ist eine der etwa 20 Unterrichtsmethoden, die wissenschaftlich fundiert sind. Puzzle-Unterricht ist eine Kombination von Gruppenarbeit und autonomem Lernen: Der zu behandelnde Stoff wird in einzelne, voneinander unabhängige Themen aufgeteilt. Jedes Thema wird von einer Expertengruppe bearbeitet. Anschliessend werden die Expertengruppen aufgelöst und Unterrichtsgruppen gebildet. Jeder Themenbereich wird in der Unterrichtsgruppe von einem Experten den anderen vermittelt. Mehrere didaktische Steuerungselemente sorgen dafür, dass der Lernprozess erfolgreich wird. Die Puzzle-Methode fördert die Eigenaktivität der Lernenden. Alle müssen Verantwortung übernehmen, auch den sonst eher Schwachen kommt eine wichtige Rolle zu."
Als '''Gruppenpuzzle''' bezeichnet man eine Methode des '''kooperativen Lernens'''. Dabei werden die Teilnehmer von gleich großen Arbeitsgruppen abwechselnd zu Stamm- und zu Expertengruppen zusammengesetzt.  
Mehr dazu bei [http://educeth.ethz.ch/didaktik/puzzle/ ''Didaktik auf educeth''], dem Schweizer Bildungsserver:
*Die wesentlichen Schritte des Gruppenpuzzles
*Welche Wirkungen erzeugt das Gruppenpuzzle?
*Woher stammt das Gruppenpuzzle
*Die Aufgabe der Lehrperson
*Beispiele, Literatur und Autoren


==Das Problem==
Die Analogie zum Puzzle besteht darin, dass eine Stammgruppe sozusagen in „Puzzleteile“ „zerschnitten“ und dann die Puzzleteile zu einem neuen „Bild“, der Expertenrunde, und schließlich wieder zur Stammgruppe zusammengesetzt werden.


Gruppenarbeit soll die Eigenständigkeit und Eigenverantwortung des Lerners fördert, läuft aber oft so ab, dass Einzelne in der Gruppe die Arbeit erledigen und die Anderen sich zurücklehnen. Das geht bis hin zum Präsentieren der Gruppenergebnisse. Das erarbeitete und/oder präsentierte Ergebnis spiegelt nicht den Wissensstand der einzelnen Gruppenmitglieder wieder - davon gehen aber Lehrerin oder Lehrer gerne aus. Die Gruppenarbeit nützt folglich denjenigen am meisten, die auch sonst initiativ, neugierig und zielorientiert sind.
Statt „zerlegen“ kann man auch (bildlich gesprochen) „zersägen“ sagen. Daher kommt der englische Ausdruck '''jigsaw''' für ''Gruppenpuzzle'' (von engl. „saw“: Säge).


==Die Lösung==
==Das Problem und die Lösung==


Im Gruppenpuzzle unterweisen  Schüler ihre Mitschüler. Jeder ist Experte und Wissensvermittler zugleich. Experte wird er dadurch, dass er einen Spezialauftrag erhält, als Vermittler seines Expertenwissens betätigt er sich dann, wenn er sein Wissen in eine Gruppe einbringt. Unterschieden wird also zwischen Expertengruppen und Stammgruppen. Aus den Beiträgen der Experten wird dann in den Stammgruppen ein Gesamtbild zusammengesetzt: Das fertige Puzzle!
=== Das Problem ===
Zur Organisation:


:Man stelle sich z.B. drei Großfamilien vor, die Maiers, die Müllers und die Schneiders. In jeder Familie gibt es eine Mutter, einen Vater, einen Sohn, eine Tochter und vielleicht noch einen Großvater, die Zahl der Familienmitglieder ist beliebig erweiterbar. Alle drei Familien haben beschlossen, zusammen in Urlaub zu fahren, wissen aber noch nicht wohin und wollen sich informieren. Sie machen dies arbeitsteilig:
Gruppenarbeit soll die Eigenständigkeit und Eigenverantwortung des Lerners fördern, läuft aber oft so ab, dass Einzelne in der Gruppe die Arbeit erledigen und die Anderen sich führen lassen. Das geht bis hin zum Präsentieren der Gruppenergebnisse. Das erarbeitete und/oder präsentierte Ergebnis spiegelt folglich nicht den Wissensstand der einzelnen Gruppenmitglieder wieder - ''davon gehen aber Lehrerin oder Lehrer gerne aus''. Die Gruppenarbeit nützt wieder einmal denjenigen am meisten, die auch sonst initiativ, neugierig und zielorientiert sind.   
:Am ersten Tag setzen sich jeweils alle Mütter, alle Väter, alle Söhne und alle Töchter zusammen und studieren Reiseführer: Die Väter einen Reiseführer über die Toscana, die Mütter über Tenerifa, die Töchter über Mallorca und die Söhne über die Bretagne. Somit sind Väter, Mütter, Söhne und Töchter jeweils Experten düe dieses "Gebiet".
:Am zweiten Tag halten die Maiers, die Müllers und die Schneiders getrennt ihren Familienrat ab. Vater wird jetzt über die Toscana, Mutter über Teneriffa, die Tochter über Mallorca und der Sohn über die Bretagne informieren; sie werden vergleichen, nachfragen und sich vorläufige Gedanken machen.
:Am dritten Tag machen die drei Familien eine Großversammlung (bei Wein, Bier, Sprudel und Cola). Jeder dürfte jetzt über jedes Reiseland gut Bescheid wissen und zusätzlich Teneriffa- oder Mallorca-Experte sein. Jetzt können sie kompetent diskutieren und sich hoffentlich auf ein Reiseziel einigen. Damit sind, kurz gesagt, drei mal vier Leute (=12) gleichzeitig Lernende und Lehrer gewesen.   


==Beispiele==
=== Die Lösung ===
===Inhaltssicherung zu B. Brechts "Leben des Galilei" im GRUPPENPUZZLE===
 
Im Gruppenpuzzle unterweisen  Schüler ihre Mitschüler. Jeder ist Experte und Wissensvermittler zugleich. Experte wird er dadurch, dass er einen Spezialauftrag erhält, als Vermittler seines Expertenwissens betätigt er sich dann, wenn er sein Wissen in eine Gruppe einbringt. Unterschieden wird also zwischen Expertengruppen und Stammgruppen. Aus den Beiträgen der Experten wird dann in den Stammgruppen ein Gesamtbild zusammengesetzt: Das fertige Puzzle! [[Bild:Gruppenpuzzle.jpg|thumb|300px|Gruppenpuzzle-Schema]]
 
=== Zur Organisation ===
* Man stelle sich z.B. drei Großfamilien vor, die Maiers, die Müllers und die Schneiders. In jeder Familie gibt es eine Mutter, einen Vater, einen Sohn, eine Tochter und vielleicht noch einen Großvater, die Zahl der Familienmitglieder ist beliebig erweiterbar. Alle drei Familien haben beschlossen, zusammen in Urlaub zu fahren, wissen aber noch nicht wohin und wollen sich informieren. Sie machen dies arbeitsteilig:
* Am ersten Tag setzen sich jeweils alle Mütter, alle Väter, alle Söhne und alle Töchter zusammen und studieren Reiseführer: Die Väter einen Reiseführer über die Toscana, die Mütter über Tenerifa, die Töchter über Mallorca und die Söhne über die Bretagne. Somit sind Väter, Mütter, Söhne und Töchter jeweils Experten für dieses "Gebiet".
* Am zweiten Tag halten die Maiers, die Müllers und die Schneiders getrennt ihren Familienrat ab. Vater wird jetzt über die Toscana, Mutter über Teneriffa, die Tochter über Mallorca und der Sohn über die Bretagne informieren; sie werden vergleichen, nachfragen und sich vorläufige Gedanken machen.
* Am dritten Tag machen die drei Familien eine Großversammlung (bei Wein, Bier, Sprudel und Cola). Jeder dürfte jetzt über jedes Reiseland gut Bescheid wissen und zusätzlich Teneriffa- oder Mallorca-Experte sein. Jetzt können sie kompetent diskutieren und sich hoffentlich auf ein Reiseziel einigen. Damit sind, kurz gesagt, drei mal vier Leute (=12) gleichzeitig Lernende und Lehrer gewesen.
 
==Organisationsformen==
{{Box||
Um Stamm- und Expertengruppen zu bilden, eignen sich verschiedene Hilfsmittel und Modelle, die letztlich alle auf eine Gruppenbildung nach dem [[Zufallsprinzip]] hinauslaufen:
 
;Spielkartensatz, bestehend aus 32 Karten:
:Vier Farben (Herz/Caro/Kreuz/Blatt) → Stammgruppen,
:Bilder (Bube/Dame/König/Ass/...) → Expertengruppen
:Bei kleineren Klassen können einzelne Bilder (alle Siebener, Achter oder Neuner) herausgenommen werden, dann gibt es dementsprechend weniger Expertengruppen.
 
;Fußballmannschaften:
: Hertha BSC Berlin, VfB Stuttgart, FC Bayern, HSV Hamburg ... → Stammgruppen
: Torwart, rechter/linker Verteidiger, Mittelstürmer, Libero ... → Expertengruppen
: Auch hier können beliebig viele Expertengruppen gebildet werden, je nach Kurs/Klassengröße.
 
;Familien:
: Familie Mayer, Familie Müller, Familie Zimmermann, die Albertis ... → Stammgruppen
: Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Tante, Großvater ... → Expertengruppen
: Die Stammgruppen sollen sich die Namen selbst geben! Achtung, ältere Schüler finden diese Familiengeschichte eher albern und wollen nicht Opa oder Tante sein.
|Hervorhebung2}}
 
==Das Gruppenpuzzle im Unterricht==
===Fach Deutsch (Literatur)===
{{Box|Inhaltssicherung zu B. Brechts "Leben des Galilei" im Gruppenpuzzle|


1. Schritt:  
1. Schritt:  


Die Inhaltserfassung der Bilder 1 bis 3 findet gemeinsam im Klassenverband statt und zwar indem exemplarisch folgendes Schema ausgefüllt wird (Arbeitsblatt):
Die Inhaltserfassung der Bilder 1 bis 3 findet gemeinsam im Klassenverband statt, und zwar, indem exemplarisch folgendes Schema ausgefüllt wird (Arbeitsblatt):
 
<pre>
  Bild |  Ort  |  Zeit  | Personen |    Handlung      | Motive | Thema | Bemerk.
  Bild |  Ort  |  Zeit  | Personen |    Handlung      | Motive | Thema | Bemerk.
  -----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
  -----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
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  -----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
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  3    |      |        |          |                  |        |      |
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</pre>


2. Schritt: Jetzt wird das Gruppenpuzzle organisiert.  
2. Schritt: Jetzt wird das Gruppenpuzzle organisiert.  


Bilden Sie Stammgruppen zu je vier Teilnehmern. Diese sollen sich kurz zusammensetzen und sich einen Namen geben. Wie wäre es mit Namen von berühmten Naturwissenschaftlern: Kopernikus, Kepler, Brahe, Bruno, Newton, Gauß. In jeder Gruppe werden nun die selben vier Rollen verteilt: z.B. Meister, Meisterin, Sohn und Tochter, oder auch nur die Nummern 1, 2, 3 und 4, das ist schön wissenschaftlich-abstrakt. Dieser ganze Vorgang sollte nicht länger als 10 Minuten dauern, führt aber zu klaren Zuordnungen und zu Identifikationen mit berühmten Namen: Ich Kepler 1, du Newton 3, sie Kopernikus 2.
Bilden Sie Stammgruppen zu je vier Teilnehmern. Diese sollen sich kurz zusammensetzen und sich einen Namen geben. Wie wäre es mit Namen von berühmten Naturwissenschaftlern: Kopernikus, Kepler, Brahe, Bruno, Newton, Gauß. In jeder Gruppe werden nun dieselben vier Rollen verteilt: z.B. Meister, Meisterin, Sohn und Tochter, oder auch nur die Nummern 1, 2, 3 und 4, das ist schön wissenschaftlich-abstrakt. Dieser ganze Vorgang sollte nicht länger als 10 Minuten dauern, führt aber zu klaren Zuordnungen und zu Identifikationen mit berühmten Namen: Ich Kepler 1, du Newton 3, sie Kopernikus 2.


Daraufhin bilden sich die Expertengruppen: Alle Meister (oder Einser), Meisterinnen (Zweier) usw. treffen sich, erhalten ein leeres Formblatt (wie oben) und dazu folgenden Arbeitauftrag:
Daraufhin bilden sich die Expertengruppen: Alle Meister (oder Einser), Meisterinnen (Zweier) usw. treffen sich, erhalten ein leeres Formblatt (wie oben) und dazu folgenden Arbeitsauftrag:
Gruppe 1:  Tragen Sie für die Bilder 4 bis 6 alle wichtigen Informationen ein
:Gruppe 1:  Tragen Sie für die Bilder 4 bis 6 alle wichtigen Informationen ein.
Gruppe 2:  Tragen Sie für die Bilder 7 bis 9 alle wichtigen Informationen ein
:Gruppe 2:  Tragen Sie für die Bilder 7 bis 9 alle wichtigen Informationen ein.
Gruppe 3:  Tragen Sie für die Bilder 10 bis 12 alle wichtigen Informationen ein
:Gruppe 3:  Tragen Sie für die Bilder 10 bis 12 alle wichtigen Informationen ein.
Gruppe 4:  Tragen Sie für die Bilder 13 bis 15 alle wichtigen Informationen ein
:Gruppe 4:  Tragen Sie für die Bilder 13 bis 15 alle wichtigen Informationen ein.


3. Schritt:  
3. Schritt:  


Schließlich treffen sich die Experten in Stammgruppen und tragen sich dort gegenseitig ihre Zusammenfassungen vor. Es gibt so viele Stammgruppen, wie es Teilnehmer in den Expertengruppen gab. Dadurch können Sie flexibel auf die Klassengröße reagieren.  
Schließlich treffen sich die Experten in Stammgruppen und tragen sich dort gegenseitig ihre Zusammenfassungen vor. Es gibt so viele Stammgruppen, wie es Teilnehmer in den Expertengruppen gab. Dadurch können Sie flexibel auf die Klassengröße reagieren.  
Jetzt müsste jeder über jedes Bild informiert worden sein und jeder Schüler hat sich als Spezialist betätigt.  
Jetzt müsste jeder über jedes Bild informiert worden sein und jeder Schüler hat sich als Spezialist betätigt.  


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Formen der Auswertung und Weiterarbeit?
Formen der Auswertung und Weiterarbeit?
a) Die Stammgruppen fügen ihre vier Formblätter - eventuell überarbeitet und verschönert - zu einem Poster zusammen und hängen dies auf.
:a) Die Stammgruppen fügen ihre vier Formblätter - eventuell überarbeitet und verschönert - zu einem Poster zusammen und hängen dies auf.
b) Jeder einzelne Schüler füllt jetzt für sich das Struktur-Diagramm aus, welches im Materialteil zu finden ist (als Hausaufgabe). In der Stunde wird dann verglichen und ergänzt, entweder im Plenum oder wieder in den Stammgruppen.
:b) Jeder einzelne Schüler füllt jetzt für sich das obige Struktur-Diagramm aus (als Hausaufgabe). In der Stunde wird dann verglichen und ergänzt, entweder im Plenum oder wieder in den Stammgruppen.
:c) Eine Leistungsmessung findet nicht statt
(Klaus Dautel)
|Üben}}
 
=== Gruppenpuzzle mit einem interaktiven Video ===
 
# Einführung in den Kurzfilm: 0 - 1:34
 
# Gruppenarbeit, ab 1:34, Aufgabenstellung und Bearbeitung: Zuweisung der Abschnitte über „Crossroads“ (Verzweigung)
 
*Gruppe 1: 1:35 - 3:05
 
* Gruppe 2: 3:06 - 4:49
 
* Gruppe 3: 3:50 - 6:28
 
* Gruppe 4: 6:29 - 8:38
 
# Gruppenpuzzle: Gemeinsame Konstruktion des Filminhalts in Gruppenpuzzle-Gruppen, Produktion gemeinsamer Inhaltsangaben in einem Etherpad: https://zumpad.zum.de/p/Dufte
 
{{H5p-zum|id=32|height=200}}
* https://apps.zum.de/apps/gruppenpuzzle-kurzfilm-dufte


(© [[Benutzer:Klaus Dautel|Klaus Dautel]])
==Linktipps==


===Beispiele aus dem Internet===
*[[:unterrichten:Gruppenpuzzle|Gruppenpuzzle]] - in ZUM-Unterrichten
*[http://educeth.ethz.ch/didaktik/puzzle/kapitel5.html ''Didaktik auf Educeth'']: Chemie Informatik Geographie Biologie


* [http://www.lo-net.de/home/gregorvonborstel/seiten/gp.htm ''Lebensnaher Chemie-Unterricht'' (Gregor von Borstel)]  
[[Kategorie:Kooperatives Lernen]]
#Gruppenpuzzle Edelgase" (vor dem PSE Klasse 9)
[[Kategorie:Methoden]]
#Gruppenpuzzle Erdalkalimetalle" (vor dem PSE Klasse 9)
[[Kategorie:Methoden und Spiele]]
#Gruppenpuzzle Wirkung von Alkohol" (Klasse 10))
[[Kategorie:DaF-Glossar]]

Aktuelle Version vom 30. Oktober 2024, 18:29 Uhr

Gruppenpuzzle
Kooperatives Lernszenario

Als Gruppenpuzzle bezeichnet man eine Methode des kooperativen Lernens. Dabei werden die Teilnehmer von gleich großen Arbeitsgruppen abwechselnd zu Stamm- und zu Expertengruppen zusammengesetzt.

Die Analogie zum Puzzle besteht darin, dass eine Stammgruppe sozusagen in „Puzzleteile“ „zerschnitten“ und dann die Puzzleteile zu einem neuen „Bild“, der Expertenrunde, und schließlich wieder zur Stammgruppe zusammengesetzt werden.

Statt „zerlegen“ kann man auch (bildlich gesprochen) „zersägen“ sagen. Daher kommt der englische Ausdruck jigsaw für Gruppenpuzzle (von engl. „saw“: Säge).

Das Problem und die Lösung

Das Problem

Gruppenarbeit soll die Eigenständigkeit und Eigenverantwortung des Lerners fördern, läuft aber oft so ab, dass Einzelne in der Gruppe die Arbeit erledigen und die Anderen sich führen lassen. Das geht bis hin zum Präsentieren der Gruppenergebnisse. Das erarbeitete und/oder präsentierte Ergebnis spiegelt folglich nicht den Wissensstand der einzelnen Gruppenmitglieder wieder - davon gehen aber Lehrerin oder Lehrer gerne aus. Die Gruppenarbeit nützt wieder einmal denjenigen am meisten, die auch sonst initiativ, neugierig und zielorientiert sind.

Die Lösung

Im Gruppenpuzzle unterweisen Schüler ihre Mitschüler. Jeder ist Experte und Wissensvermittler zugleich. Experte wird er dadurch, dass er einen Spezialauftrag erhält, als Vermittler seines Expertenwissens betätigt er sich dann, wenn er sein Wissen in eine Gruppe einbringt. Unterschieden wird also zwischen Expertengruppen und Stammgruppen. Aus den Beiträgen der Experten wird dann in den Stammgruppen ein Gesamtbild zusammengesetzt: Das fertige Puzzle!

Gruppenpuzzle-Schema

Zur Organisation

  • Man stelle sich z.B. drei Großfamilien vor, die Maiers, die Müllers und die Schneiders. In jeder Familie gibt es eine Mutter, einen Vater, einen Sohn, eine Tochter und vielleicht noch einen Großvater, die Zahl der Familienmitglieder ist beliebig erweiterbar. Alle drei Familien haben beschlossen, zusammen in Urlaub zu fahren, wissen aber noch nicht wohin und wollen sich informieren. Sie machen dies arbeitsteilig:
  • Am ersten Tag setzen sich jeweils alle Mütter, alle Väter, alle Söhne und alle Töchter zusammen und studieren Reiseführer: Die Väter einen Reiseführer über die Toscana, die Mütter über Tenerifa, die Töchter über Mallorca und die Söhne über die Bretagne. Somit sind Väter, Mütter, Söhne und Töchter jeweils Experten für dieses "Gebiet".
  • Am zweiten Tag halten die Maiers, die Müllers und die Schneiders getrennt ihren Familienrat ab. Vater wird jetzt über die Toscana, Mutter über Teneriffa, die Tochter über Mallorca und der Sohn über die Bretagne informieren; sie werden vergleichen, nachfragen und sich vorläufige Gedanken machen.
  • Am dritten Tag machen die drei Familien eine Großversammlung (bei Wein, Bier, Sprudel und Cola). Jeder dürfte jetzt über jedes Reiseland gut Bescheid wissen und zusätzlich Teneriffa- oder Mallorca-Experte sein. Jetzt können sie kompetent diskutieren und sich hoffentlich auf ein Reiseziel einigen. Damit sind, kurz gesagt, drei mal vier Leute (=12) gleichzeitig Lernende und Lehrer gewesen.

Organisationsformen

Um Stamm- und Expertengruppen zu bilden, eignen sich verschiedene Hilfsmittel und Modelle, die letztlich alle auf eine Gruppenbildung nach dem Zufallsprinzip hinauslaufen:

Spielkartensatz, bestehend aus 32 Karten
Vier Farben (Herz/Caro/Kreuz/Blatt) → Stammgruppen,
Bilder (Bube/Dame/König/Ass/...) → Expertengruppen
Bei kleineren Klassen können einzelne Bilder (alle Siebener, Achter oder Neuner) herausgenommen werden, dann gibt es dementsprechend weniger Expertengruppen.
Fußballmannschaften
Hertha BSC Berlin, VfB Stuttgart, FC Bayern, HSV Hamburg ... → Stammgruppen
Torwart, rechter/linker Verteidiger, Mittelstürmer, Libero ... → Expertengruppen
Auch hier können beliebig viele Expertengruppen gebildet werden, je nach Kurs/Klassengröße.
Familien
Familie Mayer, Familie Müller, Familie Zimmermann, die Albertis ... → Stammgruppen
Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Tante, Großvater ... → Expertengruppen
Die Stammgruppen sollen sich die Namen selbst geben! Achtung, ältere Schüler finden diese Familiengeschichte eher albern und wollen nicht Opa oder Tante sein.

Das Gruppenpuzzle im Unterricht

Fach Deutsch (Literatur)

Inhaltssicherung zu B. Brechts "Leben des Galilei" im Gruppenpuzzle


1. Schritt:

Die Inhaltserfassung der Bilder 1 bis 3 findet gemeinsam im Klassenverband statt, und zwar, indem exemplarisch folgendes Schema ausgefüllt wird (Arbeitsblatt):

 Bild |  Ort  |  Zeit  | Personen |    Handlung       | Motive | Thema | Bemerk.
 -----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
 1    |       |        |          |                   |        |       |
      |       |        |          |                   |        |       |
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2. Schritt: Jetzt wird das Gruppenpuzzle organisiert.

Bilden Sie Stammgruppen zu je vier Teilnehmern. Diese sollen sich kurz zusammensetzen und sich einen Namen geben. Wie wäre es mit Namen von berühmten Naturwissenschaftlern: Kopernikus, Kepler, Brahe, Bruno, Newton, Gauß. In jeder Gruppe werden nun dieselben vier Rollen verteilt: z.B. Meister, Meisterin, Sohn und Tochter, oder auch nur die Nummern 1, 2, 3 und 4, das ist schön wissenschaftlich-abstrakt. Dieser ganze Vorgang sollte nicht länger als 10 Minuten dauern, führt aber zu klaren Zuordnungen und zu Identifikationen mit berühmten Namen: Ich Kepler 1, du Newton 3, sie Kopernikus 2.

Daraufhin bilden sich die Expertengruppen: Alle Meister (oder Einser), Meisterinnen (Zweier) usw. treffen sich, erhalten ein leeres Formblatt (wie oben) und dazu folgenden Arbeitsauftrag:

Gruppe 1: Tragen Sie für die Bilder 4 bis 6 alle wichtigen Informationen ein.
Gruppe 2: Tragen Sie für die Bilder 7 bis 9 alle wichtigen Informationen ein.
Gruppe 3: Tragen Sie für die Bilder 10 bis 12 alle wichtigen Informationen ein.
Gruppe 4: Tragen Sie für die Bilder 13 bis 15 alle wichtigen Informationen ein.

3. Schritt:

Schließlich treffen sich die Experten in Stammgruppen und tragen sich dort gegenseitig ihre Zusammenfassungen vor. Es gibt so viele Stammgruppen, wie es Teilnehmer in den Expertengruppen gab. Dadurch können Sie flexibel auf die Klassengröße reagieren.

Jetzt müsste jeder über jedes Bild informiert worden sein und jeder Schüler hat sich als Spezialist betätigt.

4. Schritt:

Formen der Auswertung und Weiterarbeit?

a) Die Stammgruppen fügen ihre vier Formblätter - eventuell überarbeitet und verschönert - zu einem Poster zusammen und hängen dies auf.
b) Jeder einzelne Schüler füllt jetzt für sich das obige Struktur-Diagramm aus (als Hausaufgabe). In der Stunde wird dann verglichen und ergänzt, entweder im Plenum oder wieder in den Stammgruppen.
c) Eine Leistungsmessung findet nicht statt

(Klaus Dautel)

Gruppenpuzzle mit einem interaktiven Video

  1. Einführung in den Kurzfilm: 0 - 1:34
  1. Gruppenarbeit, ab 1:34, Aufgabenstellung und Bearbeitung: Zuweisung der Abschnitte über „Crossroads“ (Verzweigung)
  • Gruppe 1: 1:35 - 3:05
  • Gruppe 2: 3:06 - 4:49
  • Gruppe 3: 3:50 - 6:28
  • Gruppe 4: 6:29 - 8:38
  1. Gruppenpuzzle: Gemeinsame Konstruktion des Filminhalts in Gruppenpuzzle-Gruppen, Produktion gemeinsamer Inhaltsangaben in einem Etherpad: https://zumpad.zum.de/p/Dufte

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