Gruppen-Karussell: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. September 2020, 10:27 Uhr

Das Gruppen-Karussell ist eine an den Prinzipien des Kooperativen Lernens orientierte Unterrichtsmethode. Sie ist eine Variation der Methode Karussell (auch Kugellager genannt) und gleichzeitig auch des Gruppenpuzzles. Die Variation besteht darin, dass beim Wechsel von einer Arbeitsphase zur nächsten nicht einzelne Schülerinnen und Schüler, sondern halbe Tischgruppen, in der Regel also jeweils zwei Personen zu einer anderen Tischgruppe wechseln.

Das Gruppen-Karussel bietet im Vergleich zu Karussell (Kugellager) und Gruppenpuzzle einige Vorteile:

  • Die vorhandenen Tischgruppen können genutzt werden.
  • Es ist nicht nötig, Tische oder Stühle umzustellen.
  • Man kann auch sinnvoll mit ungeraden Personenzahlen arbeiten, indem man Dreier- statt Vierer-Tischgruppen bildet. Und so können dieselben Tischgruppen auch in einer Folgestunde weiterarbeiten, wenn ein Schüler oder eine Schülerin fehlt.

Dem steht als Nachteil gegenüber, dass nicht - wie eigentlich im Kooperativen Lernen angestrebt - jede Schülerin und jeder Schüler zwangsläufig aktiviert wird. - Diesem Effekt sollte begegnet werden, indem immer wieder wechselnde Gruppen, insbesondere in den zu bildenden halben Tischgruppen gebildet werden.

Arbeitsschritte

Arbeit mit zwei verschiedenen Materialien

Vorbereitung
  • Die Lerngruppe wird in Vierer- (oder bei Bedarf auch einige Dreier-)Tischgruppen (Stammgruppen) aufgeteilt. Dies geschieht am besten nach dem Zufallsprinzip. - Dabei ist darauf zu achten, dass eine gerade Anzahl von Tischgruppen entsteht.
  • Nach dem Prinzip Numbered Heads werden die Tischgruppen durchnummeriert, z.B. 1 bis 4 oder 1 bis 6; innerhalb der einzelnen Tischgruppen übernimmt eine Person den Buchstaben A, die weiteren Personen dem Uhrzeigersinn folgend die folgenden Buchstaben des Alphabets, also B, C, D oder auch nur B und C.
  • Zwei verschiedene Materialien mit Arbeitsaufträgen werden ausgegeben. Dabei erhalten jeweils alle "geraden" Tischgruppen ein und dasselbe Material und die "ungeraden" Tischgruppen das andere.
Arbeitsphasen
  1. Nach dem Prinzip Think - Pair - Share bearbeitet zuerst jede Person für sich (Think) einen vorgegebenen Arbeitsauftrag in einer vorgegebenen Zeit.
  2. Anschließend erfolgt unter einem vorgegebenen Arbeitsauftrag in einer vorgegebenen Zeit ein Austausch in der Stammgruppe (Pair).
  3. Jeweils eine Hälfte jeder Stammgruppe wechselt an den nächsten Tisch und bildet dort mit den verbliebenen Personen eine Expertengruppe. Dabei ist es wichtig vorzugeben, wer wechselt, z.B. die, die auf der Fensterseite / der Tafelseite ... sitzen, oder auch z.B. die Personen A und C oder C und D; dabei muss bedacht werden, dass es in Dreier-Tischgruppen nur A, B und C gibt und deshalb hier D gleich A ist. Auch die Richtung des Wechsels sollte eindeutig genannt werden: Im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn.
  4. Anschließend gehen die Schülerinnen und Schüler in ihre Stammgruppe zurück und unter einem vorgegebenen Arbeitsauftrag wird in vorgegebener Zeit das bis dahin Erarbeitete zusammengefasst und ausgewertet sowie ein Gruppenergebnis erstellt.
  5. Die Arbeitsergebnisse werden präsentiert (Share).
Variationen

Bei mehr als vier Tischgruppen, also in der Regel sechs oder acht Tischgruppen, können weitere Wechsel zwischen den Tischgruppen (mehrere Expertenrunden) eingeplant werden, die zu einer Vertiefung des Austausches beitragen können. Dies kann arbeitsgleich wie beim ersten Wechsel oder auch mit anderen Arbeitsaufträgen erfolgen.

Arbeit mit drei verschiedenen Materialien

  • Eine durch drei teilbare Zahl von Tischgruppen ist notwendig, also in der Regel 3 oder 6.
  • Bei sechs Tischgruppen erhalten jeweils die Gruppen 1 und 2, 3 und 4 sowie 5 und 6 das gleiche Material. - Der Wechsel erfolgt dann jeweils an den übernächsten Tisch, also von 1 an 3, von 2 an 4 usw.
  • Drei unterschiedliche Materialien bedingen, dass ein Austausch mehr stattfinden muss, also nicht nur von 1 zu 3, sondern auch weiter von 3 zu 5, damit jede Person mit allen Materialien vertraut wird.

Die größere Zahl der Wechsel bedeutet, dass nur mit relativ kurzen Arbeitsphasen gearbeitet werden kann. In der Regel klappt dies wohl nur mit Lerngruppen, die schon mehrfach mit zwei verschiedenen Methoden gearbeitet haben. Dies sollte man deshalb unbedingt zuerst üben.


Meinung

Das Gruppen-Karussell habe ich wegen den oben in der Einleitung genannten Vorteile als Abwandlung des Kugellagers für mich entwickelt und dann später entdeckt, dass darin auch Elemente des Gruppenpuzzles enthalten sind.

In meinem Unterricht wende ich diese Methode oft an und variiere sie auch immer mal wieder im Detail. Sie hat, auch wenn nicht jede Schülerin und jeder Schüler zwangsläufig aktiv sein muss, doch den Vorteil, dass nahezu alle aktiviert werden und dass dies mit einem geringen organisatorischen Aufwand möglich ist. --Karl Kirst 18:50, 13. Apr 2006 (CES

Siehe auch