Kinder- und Jugendliteratur didaktisieren: Unterschied zwischen den Versionen

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Text kommt von Kees.
LESEN OHNE GRENZEN: Lesen macht Spaβ mit Deutsch
Kees van Eunen
 
 
I Einleitung
 
Jugendbücher sind populärer denn je. Umsatzzahlen und Anzahl Neutitel pro Jahr steigen schon seit einigen Jahren. Logisch also, dass auch im fremdsprachlichen Deutschunterricht aktuelle Jugendbücher eingesetzt werden. Wie sinnvoll das ist, möge hervorgehen aus einem kleinen Experiment, das vor kurzem in einer niederländischen Schule lief: SchülerInnen bekamen im ersten Monat Deutsch ein Jugendbuch aus dem Goethe-Projekt „Leichte Lektüren für Jugendliche“, und zwar Mirjam Presslers „Bitterschokolade“. Das Besondere an dieser Reihe: die jeweiligen – bekannten – AutorInnen vereinfachen und verkürzen ihr ursprüngliches Werk in Zusammenarbeit mit einem Team von Lehrern, das auch die anschlieβende Didaktisierung vornimmt. Von vornherein war klar, dass das gewählte Buch für die Zielgruppe – trotz der Tatsache, dass niederländischsprachige SchülerInnen rezeptiv mehr können als z.B. ihre französisch- oder englischsprachigen KollegInnen – sprachlich unangemessen schwierig war, inhaltlich aber zielgruppengerecht. Die SchülerInnen wurden – das war der Kern des Projekts - gebeten, das Buch so gut es ginge zu lesen und auf jeder Seite rot zu unterstreichen, was sie nicht verstanden und in einem Wörterbuch nachschlagen mussten. Man kann sich die ersten Seiten gut vorstellen: viel, sehr viel rot. Aber bald wurde das weniger und am Ende des Buches – gut einen Monat später – nur noch vereinzelte Unterstreichungen. Der Rückgang war so auffällig, dass man vermutete, dass SchülerInnen mehr oder weniger streikten, weil ihnen z.B. das Nachschlagen lästig geworden wäre. Ein Test aber wies aus, dass der Wortschatz, der im Beginn wohl und später nicht mehr unterstrichen wurde, genau beherrscht wurde. Kurz: Lesen hilft tatsächlich sehr beim Wortschatzaufbau.
 
Selbstverständlich ist dieses Experiment (woran SchülerInnen übrigens auf freiwilliger Basis mitmachten, mit der Möglichkeit, jederzeit problemlos aussteigen zu können) nicht als pädagogisch-didaktische Empfehlung zu verstehen, im Gegenteil. Soll die Förderung der Lesefähigkeit Ziel des Unterrichts sein, muss vor allem Wert auf Spaβ am Lesen und auf Leseerfahrungen der Schüleri¬nnen und Schüler gelegt werden, denn nicht alle haben die Erfahrung gemacht, dass Lesen Freude bereiten kann. Hierfür gibt es sicherlich verschiedene Gründe. Eine mögliche Ursache ist, dass Schülerinnen und Schüler wenig Zugang zu Büchern haben und so noch nicht erfahren konnten, was beim Lesen erlebt werden kann: Entspannung, Spannung, Freude, Traurig¬keit, Mitleid, Hass usw.
 
Das Lesen von fremdsprachigen fiktionalen Texten könnte für SchülerInnen eine zusätzliche Schwierigkeit sein. Gerade deswegen ist es wichtig, dass die angebotenen Texte ansprechend sind. Der Inhalt der Bücher ist mindestens ebenso bedeutsam wie die verwendete Sprache und was man didaktisch damit anstellt.
 
In diesem Artikel geht es denn auch um sowohl Hinweise und Tipps, wo man gezielte Informationen über für den fremdsprachlichen Deutschunterricht geeignete Jugendbuchtitel findet, und was man an didaktischen Möglichkeiten hat.
 
Eine zentrale Rolle dabei spielt das gerade online gegangene niederländisch-deutsche INTERREG-Projekt ‚Lesen ohne Grenzen’. Ziel dieses Projekts ist es, dass Schülerinnen und Schüler auf verschiedenste Art und Weise Jugendlite¬ratur kennen lernen und sich damit auseinander setzen. Das gleiche Ziel verfolgte ein anderes, schon vor mehreren Jahren abgeschlossenes europäisches Projekt, das unten auch näher vorgestellt wird: ‚Europäische Jugendliteratur(en) LESEN - Europäische Sprachen VERSTEHEN - In Europa ZUSAMMENARBEITEN’.
 
 
Eine didaktisch gelungene Auseinandersetzung mit jugendliterarischen Stoffen kann zu einer Steigerung der Lesefreude und der Leseerfahrung führen, sodass eine positive Einstellung gegenüber Jugendbüchern, in unserem Fall deutschsprachigen, entsteht.
 
Selbstverständlich bietet wohl jedes Jugendbuch eine unabsehbare Reihe von Verarbeitungsmöglichkeiten. Es hat kaum Sinn, diese von Titel zu Titel vorzugeben. Lohnend aber ist die Bereitstellung einer Reihe allgemein anwendbarer Verarbeitungsideen, die übrigens großenteils auch auf kurze Fiktionsformen anwendbar sind.
 
 
II Konkrete Lese-Aufgaben zur Auswahl
 
Eine Schule im Norden der Niederlande setzt ein Schülerheftchen für sämtliche (Fremd)Sprachen ein, das die Schüler verwenden sollen, wenn sie eine Buchbesprechung oder so schreiben. Es ist ganz einfach: aus jeder unten aufgeführten Kategorie sollen 1-2 Aufgaben gewählt und durchgeführt werden, nach Wahl und Geschmack des Schülers. Beim nächsten Buch müssen andere Aufgaben gewählt werden, beim übernächsten wieder andere usw.
Kontrolle geschieht per 'Lesedossier': eine Mappe, in der der Schüler alles ablegt, was er schreibt.
Vorteil: Schüler haben mehr Spaß an mehr sinnvollen, weil selbstgewählten Aufgaben.
Nachteil: keiner, außer vielleicht etwas Papierkrieg. Übrigens bewahrt der Schüler seine Mappe selber zu Hause auf. Verbindungen mit Ideen und Angeboten aus dem Bereich des europäischen Sprachenportfolio liegen auf der Hand, aber ohne geht’s auch.
Die Aufgaben zerfallen in drei Kategorien: inhaltverarbeitende, analysierende und kreative Aufgaben.
 





Version vom 6. November 2008, 12:40 Uhr

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LESEN OHNE GRENZEN: Lesen macht Spaβ mit Deutsch Kees van Eunen


I Einleitung

Jugendbücher sind populärer denn je. Umsatzzahlen und Anzahl Neutitel pro Jahr steigen schon seit einigen Jahren. Logisch also, dass auch im fremdsprachlichen Deutschunterricht aktuelle Jugendbücher eingesetzt werden. Wie sinnvoll das ist, möge hervorgehen aus einem kleinen Experiment, das vor kurzem in einer niederländischen Schule lief: SchülerInnen bekamen im ersten Monat Deutsch ein Jugendbuch aus dem Goethe-Projekt „Leichte Lektüren für Jugendliche“, und zwar Mirjam Presslers „Bitterschokolade“. Das Besondere an dieser Reihe: die jeweiligen – bekannten – AutorInnen vereinfachen und verkürzen ihr ursprüngliches Werk in Zusammenarbeit mit einem Team von Lehrern, das auch die anschlieβende Didaktisierung vornimmt. Von vornherein war klar, dass das gewählte Buch für die Zielgruppe – trotz der Tatsache, dass niederländischsprachige SchülerInnen rezeptiv mehr können als z.B. ihre französisch- oder englischsprachigen KollegInnen – sprachlich unangemessen schwierig war, inhaltlich aber zielgruppengerecht. Die SchülerInnen wurden – das war der Kern des Projekts - gebeten, das Buch so gut es ginge zu lesen und auf jeder Seite rot zu unterstreichen, was sie nicht verstanden und in einem Wörterbuch nachschlagen mussten. Man kann sich die ersten Seiten gut vorstellen: viel, sehr viel rot. Aber bald wurde das weniger und am Ende des Buches – gut einen Monat später – nur noch vereinzelte Unterstreichungen. Der Rückgang war so auffällig, dass man vermutete, dass SchülerInnen mehr oder weniger streikten, weil ihnen z.B. das Nachschlagen lästig geworden wäre. Ein Test aber wies aus, dass der Wortschatz, der im Beginn wohl und später nicht mehr unterstrichen wurde, genau beherrscht wurde. Kurz: Lesen hilft tatsächlich sehr beim Wortschatzaufbau.

Selbstverständlich ist dieses Experiment (woran SchülerInnen übrigens auf freiwilliger Basis mitmachten, mit der Möglichkeit, jederzeit problemlos aussteigen zu können) nicht als pädagogisch-didaktische Empfehlung zu verstehen, im Gegenteil. Soll die Förderung der Lesefähigkeit Ziel des Unterrichts sein, muss vor allem Wert auf Spaβ am Lesen und auf Leseerfahrungen der Schüleri¬nnen und Schüler gelegt werden, denn nicht alle haben die Erfahrung gemacht, dass Lesen Freude bereiten kann. Hierfür gibt es sicherlich verschiedene Gründe. Eine mögliche Ursache ist, dass Schülerinnen und Schüler wenig Zugang zu Büchern haben und so noch nicht erfahren konnten, was beim Lesen erlebt werden kann: Entspannung, Spannung, Freude, Traurig¬keit, Mitleid, Hass usw.

Das Lesen von fremdsprachigen fiktionalen Texten könnte für SchülerInnen eine zusätzliche Schwierigkeit sein. Gerade deswegen ist es wichtig, dass die angebotenen Texte ansprechend sind. Der Inhalt der Bücher ist mindestens ebenso bedeutsam wie die verwendete Sprache und was man didaktisch damit anstellt.

In diesem Artikel geht es denn auch um sowohl Hinweise und Tipps, wo man gezielte Informationen über für den fremdsprachlichen Deutschunterricht geeignete Jugendbuchtitel findet, und was man an didaktischen Möglichkeiten hat.

Eine zentrale Rolle dabei spielt das gerade online gegangene niederländisch-deutsche INTERREG-Projekt ‚Lesen ohne Grenzen’. Ziel dieses Projekts ist es, dass Schülerinnen und Schüler auf verschiedenste Art und Weise Jugendlite¬ratur kennen lernen und sich damit auseinander setzen. Das gleiche Ziel verfolgte ein anderes, schon vor mehreren Jahren abgeschlossenes europäisches Projekt, das unten auch näher vorgestellt wird: ‚Europäische Jugendliteratur(en) LESEN - Europäische Sprachen VERSTEHEN - In Europa ZUSAMMENARBEITEN’.


Eine didaktisch gelungene Auseinandersetzung mit jugendliterarischen Stoffen kann zu einer Steigerung der Lesefreude und der Leseerfahrung führen, sodass eine positive Einstellung gegenüber Jugendbüchern, in unserem Fall deutschsprachigen, entsteht.

Selbstverständlich bietet wohl jedes Jugendbuch eine unabsehbare Reihe von Verarbeitungsmöglichkeiten. Es hat kaum Sinn, diese von Titel zu Titel vorzugeben. Lohnend aber ist die Bereitstellung einer Reihe allgemein anwendbarer Verarbeitungsideen, die übrigens großenteils auch auf kurze Fiktionsformen anwendbar sind.


II Konkrete Lese-Aufgaben zur Auswahl

Eine Schule im Norden der Niederlande setzt ein Schülerheftchen für sämtliche (Fremd)Sprachen ein, das die Schüler verwenden sollen, wenn sie eine Buchbesprechung oder so schreiben. Es ist ganz einfach: aus jeder unten aufgeführten Kategorie sollen 1-2 Aufgaben gewählt und durchgeführt werden, nach Wahl und Geschmack des Schülers. Beim nächsten Buch müssen andere Aufgaben gewählt werden, beim übernächsten wieder andere usw. Kontrolle geschieht per 'Lesedossier': eine Mappe, in der der Schüler alles ablegt, was er schreibt. Vorteil: Schüler haben mehr Spaß an mehr sinnvollen, weil selbstgewählten Aufgaben. Nachteil: keiner, außer vielleicht etwas Papierkrieg. Übrigens bewahrt der Schüler seine Mappe selber zu Hause auf. Verbindungen mit Ideen und Angeboten aus dem Bereich des europäischen Sprachenportfolio liegen auf der Hand, aber ohne geht’s auch. Die Aufgaben zerfallen in drei Kategorien: inhaltverarbeitende, analysierende und kreative Aufgaben.


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