Lesefertigkeitsstrategien

Aus ZUM Deutsch Lernen

Lesen ist wichtig. In unserer Informationsgesellschaft ermöglicht Lesekompetenz es uns, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Wer Texte versteht und richtig damit umgeht, schafft Chancen im Privat-, Schul-, und Berufsleben.

Lesen in einer Fremdsprache

Lesen ist aber eine Aktivität, die von vielem bestimmt wird: Interessen, Vorkenntnissen und Lesefertigkeiten des Lesers. Auch die Textsorte und die Schwierigkeit des Textes spielen eine Rolle. Liest man in einer Fremdsprache, so wird die Lesesituation komplizierter und wird die Lesefähigkeit beeinflusst.[1]

Fremdsprachenlernende lesen oft nicht mit Vergnügen, sie lesen langsam, verstehen mühevoll und sie verstehen auch nicht automatisch. So gut sie auch in der Muttersprache lesen und verstehen können: die Wörter und Sätze in der Fremdsprache sind wenig vertraut. Daher werden fremdsprachige Leser unsicher, unterbrechen ihren Leseprozess, verharren bei unbekannten Wörtern und sie geben das Lesen in der Fremdsprache auf.[2]

Lesestrategien sind im Fremdsprachenerwerb daher von großer Bedeutung. Sie machen es dem Leser leichter, einen Text schneller und besser zu verstehen. Sie erhöhen die Lesekompetenz.

Bevor man die Lesestrategien verwendet, ist der erste Vorteil von Lesen in einer Fremdsprache schon mal, dass man in seinem eigenen Tempo lesen kann. Damit hat man die Zeit, Wörter und Sätze gut zu erkennen und zu verstehen.[3]

Stilles Lesen

Um ein erfolgreiches Ziel in Lesefertigkeit in der Fremdsprache zu erzielen, ist zuerst ein stilles Lesen zu bevorzugen. Damit kann gezielt Tempo geübt werden mit Lesen von Wörtern, Sätzen und schließlich Texten.[4]

Voraussetzungen für ein zügiges Leseverständnis

Forschung erweist, dass man für ein zügiges Leseverständnis einen (rezeptiven) Wortschatz braucht in Größe von 4.000 – 6.000 Wörtern. Sich diese Wörter zu erwerben, kostet dies Training und demzufolge auch sehr viel Zeit. Ein Leser wird in Texten aber regelmäßig unbekannte Wörter lesen. Mit dieser Wissenslücke müsse der Leser aber lernen umzugehen: das sogenannte ratende Lesen. Es ist einer der wichtigsten Lesestrategien.[5]

Weitere Lesestrategien

Wenn man als Leser in der Fremdsprache ein bestimmtes Basisniveau erreicht hat, um Texte zu verstehen und sie zu verarbeiten, gibt es weitere Lesestrategien, um die Lesekompetenz zu erhöhen.

Strukturierendes Lesen

Mit strukturierendem Lesen schafft der Leser sich erst mal eine Übersicht. Er sucht eine Struktur im Text, einen logischen Aufbau. Er ist sich diese Strukturierung oft gar nicht bewusst.

SQ3R-Methode

Die SQ3R-Methode ist eine Lesestrategie, womit sich der Leser zuerst einen Überblick über den Text verschafft. Der Titel des Textes, schräg- oder fettgedruckte Wörter und Illustrationen sollen beachtet werden. Dieser Überblick heißt auf Englisch Survey.

Nach diesem ersten Eindruck vom Text, stellt der Leser sich Fragen. Die sind abhängig von seinem eigenen Interesse. Dieser Schritt heißt auf Englisch Question. Damit wird Vorwissen aktiviert. Wenn die Fragen an den Text formuliert sind, wird der Text auf diese Fragen hin durchgelesen und beantwortet. Auf Englisch heißt das Read. Wichtige Stellen oder Stichwörter im Text können eventuell farbig unterstrichen werden. Dadurch entstehe eine Übersicht im Text, die zu einem weiteren Textverständnis führt.

In dem nächsten Schritt werden dann die Antworten in eigenen Formulierungen aufgeschrieben. Auf Englisch heißt das Recite. Der Text wird rekapituliert.

In einem abschließenden Rückblick wird diese Rekapitulation überprüft. Auf Englisch heißt das Review – ein Rückblick.[6]

Selektives Lesen

Es hängt weiter vom Lesemotiv ab, was der Leser aus dem Text wissen möchte. Möchte er zum Beispiel ein Wort in einer Fremdsprache übersetzen, sich einen Campingplatz aussuchen am Gardasee, die Telefonnummer seines Frisörsalons suchen, so möchte man mit diesem Lesen eine kurze, schnelle Auskunft aus einem Lesetext holen. Diese Lesestrategie heißt suchendes, selektives Lesen und wird auch wohl scannen genannt.[7]

Extensives Lesen

Texte, die man beim extensiven Lesen liest, sind z.B. Geschichten, Jugendliteratur, Reportagen, Reisegeschichten. Texte, von denen man den Aufbau leicht erkennt.

Es ist zu bevorzugen, sich als Leser interessante Texte auszusuchen. Damit steigert sich den Textverständnis.[8] Die Lesekompetenz aus der Muttersprache wird auβerdem wieder angesprochen. So werden fremdsprachige Texte immer fließender gelesen und verstanden, statt des entmutigenden Wort-für-Wort-Lesens.[9]

PQ4R-Methode

Eine Methode, die dieser Lesestrategie ähnlich sieht, ist die PQ4R-Methode: Preview (Vorprüfung), Questions (Fragen), Read (Lesen), Reflect (Nachdenken), Recite (Wiedergeben), Review (Rückblick).[10] [11]

Globales Lesen

Wenn man als Leser im Text einen roten Faden sucht, liest man detaillierter. Ein Interview mit einem berühmten Fuβballspieler, einen Zeitungsbericht über einen Flugzeugabsturz mit vielen tödlichen Opfern sind Beispiele für globales Lesen, auch wohl skimmen genannt.[12]

Das Fünf-Phasen-Schema ist eine Lesestrategie, die mit einer Orientierung anfängt. Dieses orientierende Lesen heiβt skimmen/scimming.

Dann versucht man den Text zu verstehen (extensives und selektives Lesen).

Als dritter Schritt folgt das intensive Lesen mit genauer Detailerschließung.

In der vierten Phase gibt es eine Reflexion auf das eigene Lesewissen (den roten Faden), und das Schema endet im 5. Schritt mit einer Überprüfung vom Textverständnis.[13]

Intensives Lesen

Beim intensiven Lesen werden kürzere Texte gelesen, und man möchte aus diesen Texten spezifische Information: man achtet daher auf Einzelheiten. Diese Art und Weise von Lesen wird auch wohl studierendes Lesen genannt.

Ziel: erfolgreiches und motiviertes Lesen

Wenn der fremdsprachige Leser über Lesestrategien eine bestimmte Lesekompetenz erreicht hat, ist er sich schließlich mehr bewusst von seinem eigenen Textverständnis. Die Lesestrategien haben dann hoffentlich zu einem erfolgreichen und motivierten Lesen beigetragen.


Siehe auch

  1. Krumm, J., 2001, Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache; Lehren als didaktisch-methodischer Gegenstand, 944
  2. Krumm, J., 2001, Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache; Lehren als didaktisch-methodischer Gegenstand, 944
  3. Kwakernaak, E., 2009, Didactiek van het vreemdetalenonderwijs, 139
  4. Kwakernaak, E., 2009, Didactiek van het vreemdetalenonderwijs, 273
  5. Kanselaar, G. Prof. Dr., 1987, Vreemde talenonderwijs in het voortgezet onderwijs, 11
  6. Leisen, J., Lesestrategien, 4. Verkregen op 13 mei 2010 van www.leseverstehen.studienseminar-koblenz.de/.../03%20Lesestrategien
  7. Kwakernaak, E., 2009, Didactiek van het vreemdetalenonderwijs, 142
  8. Kwakernaak, E., 2009, Didactiek van het vreemdetalenonderwijs, 142
  9. Krumm, J. 1999, Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache, 945
  10. Grellet, F, Developing reading skills, 4
  11. artm-friends: " Die PQ4R-Methode
  12. Kwakernaak, E. Didactiek van het vreemdetalenonderwijs, 147
  13. Leisen, J, Lesestrategien, 14,15. Verkregen op 13 mei 2010 van www.leseverstehen.studienseminar-koblenz.de/.../03%20Lesestrategien