Lernstile

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Lernstile entstanden in den siebziger Jahren. Sie gehören zu einem Konzept, welches durch die LernpsychologieWikipedia-logo.png entwickelt wurde. Sie geht davon aus, dass die meisten Menschen einige wenige individuelle Methoden bevorzugen, um mit Stimulanzen und Informationen umzugehen. Oft werden bei gleichen Lernbedingungen unterschiedliche Erfolge unter den Lernenden erzielt. Dies wird unter anderem auf abweichende Vorkenntnisse, Motivation und grundsätzliche Fähigkeiten der individuellen Lerner zurückgeführt. Unter dem Begriff ‘Lernstile‘ werden oft unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Präferenzen (Vorzüge) der Lernenden zusammengefasst.

Begriff

Lernstile können als angewandte kognitive Stile bezeichnet werden. Lernstile sind spezifische Muster, um die physischen, mentalen und emotionalen Anforderungen, die sich aus der Lernsituation ergeben, meistern zu können. Eine Ermittlung von Lernstilen wird auf die von den Lernern selbst genannten Lernpräferenzen basiert.

Lernstile nach David Kolb (1981)

Abb. 1: Lernzyklus nach Kolb

Das Modell nach Kolb ist wohl das bekannteste Modell und am verbreitetesten im deutschsprachigen Raum.

David Kolb zufolge geschieht Lernen auf Grund von Erfahrungen und ist ein ständig fortschreitender Prozess. Es hängt von den individuellen Präferenzen und Eigenarten des Lernenden ab, inwieweit der Lernstoff eher abstrakt oder eher konkret integriert wird in die Erfahrungen des Lernenden. Erfahrungen werden erst gesammelt und danach verarbeitet. Dies ist ein ständig fortschreitender Prozess des Lernens.

Dieses Modell durchläuft einen Zyklus von vier Phasen (siehe Abbildung 1)

  • Phase 1: Die konkrete Erfahrung - KE
  • Phase 2: Die daraus reflektierende Betrachtung - RB
  • Phase 3: Die daraus entwickelnde Theorien - AK
  • Phase 4: Das aktive Experiment - AE

Aus einer konkreten Erfahrung wird eine Reflexion erzeugt. Diese Reflexion führt zu künftigen Konzepten, welche wiederum in Zukunft als Richtlinie für neue Experimente gelten. 

Vier verschiedene Lernstile:

  1. Akkomodator (Pragmatiker):
    lernen aus der eigenen gesammelten Erfahrung. Sie handeln instinktiv, spontan und im Allgemeinen risikofreudiger. Diese Gruppe tendiert zur unbefangenen Experimentierfreudigkeit aufgrund ihrer aktiven und flexiblen Art. Sie befassen sich lieber mit Personen als mit Dingen oder Theorien und verlassen sich mehr auf einzelne Fakten als auf Theorien.
  2. Diverger (Universalisten):
    lernen aus der Beobachtung. Sie versuchen Konsequenzen hervorzuheben, ohne aktiv zu partizipieren. Diese Gruppe leistet jedoch keine Folge an einer abstrakten Logik. Sie sind fähig, kreative Lösungen zu finden, weil sie Sachverhalte aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Sie interessieren sich für Menschen und haben breite kulturelle Interessen. Oft spezialisieren sie sich in künstlerischen Aktivitäten.
  3. Assimilator (Theoretiker):
    lernen aus der logischen Schlussfolgerung. Sie steht bei dieser Gruppe im Mittelpunkt. Es zählt hier nur die Entwicklung von Theorien und Modellen durch systematisches und analytisches Vorgehen. Sie befassen sich lieber mit Dingen und Theorien als mit Personen.
  4. Converger (Spezialist):
    erarbeiten zielorientiert neue Lösungen durch konkrete Theorien und Modelle praktisch anzuwenden. Diese Gruppe bevorzugt richtige Lösungen, welche durch Hypothesen bestätigt werden. Sie befassen sich lieber mit Dingen oder Theorien (welche gern überprüft werden) als mit Personen.
Abb. 2: Lernstile nach Kolb

Lernstile nach Honey und Mumford (1992)

Dieses Modell ist dem Kolbschen Modell sehr ähnlich. Es bezieht sich auf einen vierstufigen Lernprozess. Nach diesem Modell vollzieht sich das Lernen in den folgenden vier Phasen:

  1. Eine Erfahrung machen:
    das heißt, die Sammlung von Daten aus Untersuchungen und persönlichen Erfahrungen werden gemacht.
  2. Reflexion:
    über diese Erfahrungen nachdenken. Das heißt, Beobachtung und Reflexion führen zu einer Analyse der Bedeutung dieser Daten, indem man sie untersucht und analysiert.
  3. Schlüsse ziehen:
    aus der Erfahrung Schlüsse ziehen, das heißt, die abstrakte Begriffsbildung erzeugt abstrakte Konzepte, Modelle und Gedankenmuster.
  4. Testen von Konzepten:
    das heißt, in neuen Situationen werden neue Handlungen ausgeführt. Die gewünschten Effekte werden maximiert und das Modell geprüft. Danach werden weitere Schritte geplant.

Da diese vier Phasen zu immer neuen Erfahrungen führen, wird sich dieser Zyklus immer weiter fortsetzen.

Lernen ist also ein zyklischer Prozess. Dabei gibt es integrierte aufeinanderfolgende und logische Stufen, wobei wieder jeder Zyklus einen neuen Zyklus erzeugt. Man kann sagen, dass jedes Ende eines Zyklus wieder ein Neuanfang ist. Der Lernprozess wird als eine Art Spirale dargestellt. Honey und Mumford sind der Meinung, dass beim Lernen der Alltag und die eigenen Erfahrungen eine Rolle spielen. Lernen geschieht also nicht explizit nur in einer dafür bestimmten Lernsituation. Der individuelle Lerner unterscheidet sich in seinen persönlichen Präferenzen und Ausprägungen in Bezug auf die verschiedenen Stufen eines Lernzyklus.

Der Lerner macht sich selbst keinen bewussten Gedanken darüber, wie er lernt.

In dem Modell von Honey und Mumford werden vier Lernstile gezeigt:

die Aktivisten, die Nachdenker, die Theoretiker und die Pragmatiker

Die Charakterisierung der vier Lernstile ist wie folgt:

Aktivist
differenzierend, aufnahmefähig, fühlend, akzeptierend, intuitiv, abstrakt, gegenwartsbezogen, Erfahrung und intensiv
Nachdenker
versuchend, anwendbar, betrachtend, risikoreich, produktiv, beobachtend, reflektierend, Beobachtung und zurückhaltend
Theoretiker
interessiert, analytisch, denkend, bewertend, logisch, greifbar, zukunftsbezogen, Vorstellung und rational
Pragmatiker
praktisch, unbefangen, ausführend, wahrnehmend, fragend, aktiv, pragmatisch, Experiment und verantwortlich

Quellen

Internetadressen

Literatur

  • Jonassen, D.H., Grabowski, B.L., 1993
  • Bleyer, Heinz (2008). Lerntypen nach David Kolb
  • Katzlinger, Elisabeth, Lernspirale nach Kolb im vorschulischen, technikgeschützten Sprachlernprozess, Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Johannes Keppler Universität Linz