Lerntypen

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Das Hauptargument für die sogenannten Lerntypen ist die Meinung, dass die jeweiligen Lerntypen über ihre entsprechenden „Lernkanäle“ besser lernen sollten/könnten als über andere Kanäle. Die eindimensionale Zuordnung von bestimmten Lerntypen ist aber nicht sinnvoll, da diese kaum eindeutig bestimmbar sind.

„Lerntypenkonzepte, die nach Sinneskanälen differenzieren, gehen von der naiven Vorstellung aus, dass Lernen gleichbedeutend mit der Aufnahme von Informationen über die Sinnesorgane sei. Ein wichtiges Ergebnis der Kognitionspsychologie ist aber, dass der überwiegende Teil der Gedächtnisinhalte völlig unabhängig von irgendeiner Sinnesmodalität gespeichert wird (Willingham, 2005).“[1]

Der Unterricht sollte dem Rechnung tragen, dass es unterschiedliche Bedarfe der Lernenden gibt. Indem dieser methodisch so vielfältig gestaltet wird, sollten alle Lerner davon profitieren. Möglichkeiten dafür sind zum Beispiel Angebote von binnen-differenzierenden Lernarrangements, die strategiegeleitetes Lernen auf verschiedenen Lernpfaden ermöglichen.

Beispiel für die Unterscheidung nach Präferenzen eines bestimmten Wahrnehmungskanals (Klassische Lerntypen)

  • auditive Lerner
  • visuelle Lerner
  • taktile (haptische) Lerner
  • kinästhetische Lerner

Kombinationen der Eingangskanäle:

  • auditiv-visuell usw.

Wie damit umgehen?

Martin Daumiller & Benedikt Wisniewski empfehlen: „Die wissenschaftlichen Befunde zeigen klar, dass eine Ausrichtung von Lernumgebungen an „Lerntypen“ keine förderlichen Effekte hat. (...) Der anhaltende Glaube an Lerntypen schwächt die Glaubwürdigkeit von Pädagog:innen und schafft ungerechtfertigte und unrealistische Bildungserwartungen.“[2]

Alternative: Unterscheidung nach dem vorherrschenden Lernstil

Definition

Merke

Lernstile sind als „intra-induviduell relativ stabile, zumeist situations- und aufgabenspezifische Präferenzen (Dispositionen, Gewohnheiten) von Lernern sowohl bei der Verarbeitung von Informationen als auch bei der sozialen Interaktion“.[3]

  • Lernstile sind wertneutral.
  • Den Individuen sind ihre Lernstile meist nicht bewusst.
  • Lernstile können nicht direkt beobachtet (?), sondern nur indirekt aus Aspekten des Verhaltens erschlossen werden.
  • Sie werden in Oppositionspaare näher bestimmt:
    • reflexiver <-> impulsiver Lerner

Einteilungsmodelle sind:

  • Modell nach Felder[4]
    • aktive und reflexive Lerner
    • induktive und schlussfolgernde Lerner
    • sensorische und intuitive Lerner
    • visuelle und auditive Lerner
    • sequentielle und globale Lerner.
  • Modell von Grotjahn [6]
    • Kognitiver Aspekt: eher analytische gegenüber globale Informationverarbeitung Analytischer Lerner <-> Globaler Lerner
    • Exekutiver Aspekt
    • Affektive Komponente
    • Soziales Element
    • Psychologischer Aspekt

Wie den individuellen Lernstil erkennen?

  • Lern(er)tagebuch führen lassen und „kontrollieren“
  • Interviews / Fragebögen / Beratungsgespräche
  • mündliche und schriftliche Feedbacks einfordern
  • Lautes Denken
  • Unterrichtsbeobachtungen

Lernstile verändern?

  • situationsspezifisch können bestimmte Lernstile effizienter sein als andere
  • Persönlichen Stil erkennen + akzeptieren -> eigene Stärken bestmöglich ausbauen -> situationsspezifisch geeignete Lernstrategie auswählen
  1. https://de.in-mind.org/article/lerntypen-warum-es-sie-nicht-gibt-und-sie-sich-trotzdem-halten (Abruf 21.12.23)
  2. https://de.in-mind.org/article/lerntypen-warum-es-sie-nicht-gibt-und-sie-sich-trotzdem-halten
  3. Grotjahn, R. (2007): Lernstile/Lerntypen. In: Bausch/Chris/Krumm (Hrsg.) S.326f.
  4. R. Felder, L. Silverman: Learning and teaching styles in engineering education. In: Journal of Engineering Education. Band 7, Nr. 78, 1988, S. 674–681.
  5. P. Honey, A. Mumford: The Manual of Learning Styles. Berkshire, Maidenhead 1992.
  6. Grotjahn, R. (2007): Lernstile/Lerntypen. In: Bausch/Chris/Krumm (Hrsg.) S.326f.