Deutsch als Zweitsprache

Aus ZUM Deutsch Lernen
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DaF und DaZ - Unterschiede

Hier ein Versuch, einige markante Unterschiede in wenigen Worten darzustellen: Der entscheidende Unterschied ist die Spracherwerbssituation: Deutsch als Fremdsprache wird mehr oder weniger systematisch gelernt (überwiegend im Ausland), Deutsch als Zweitsprache wird mehr oder weniger ungesteuert erworben - in Deutschland! DaF-ler sind überwiegend Ausländer, DaZ-ler sind überwiegend Deutsche mit Migrationshintegrund. Das hat unterschiedliche Wissensstände und Lernsituationen zur Folge.

Hierzu eine - zugegeben - etwas idealtypische Gegenüberstellung:

DaF - Deutsch als Fremdsprache DaZ - Deutsch als Zweitsprache
Vorwiegend im Ausland unterrichtet bzw. gelernt überwiegend in Deutschland erworben
Deutsch kann auf dem Hintergrund einer vorherrschenden Erst-Sprache unterrichtet werden Deutsch wird auf dem Hintergrund sehr verschiedener Muttersprachen unterrichtet (Referenzsprache fehlt)
Spracherwerb findet von der Lehrkraft gesteuert und im Klassenraum statt Sprache wurde schon außerhalb der Schule, ungesteuert und meistens defizitär erworben
Wenig Risiko, dass gut eingeübte Sprachmuster gestört oder überlagert werden sehr große Gefahr des Rückfalls in falsche aber bisher erfolgreiche Sprachmuster („Fossilierung“): „Gehn wir Bahnhof?“
In der Motivation und im kulturellen Hintergrund weitgehend homogene Lerngruppen sozial und kulturell heterogene Lerngruppen mit uneinheitlicher Motivation (bildungsfern!?)
Zielt auf den Erwerb einer zertifizierten Qualifikation ab (Diplom), der ökonomische Vorteile verspricht Spracherwerb dient der Integration in bestehende Lernprozesse („im Unterricht mitkommen“)
Selbst die unvollkommene Beherrschung einer Fremdsprache wird positiv aufgenommen Der DaZ-Sprecher wird demgegenüber oft seiner Fehler wegen als nicht integriert und nicht lernwillig angesehen.
Für DaF existieren anerkannte Studiengänge Für DaZ müssen geeignete Lehrpläne und Studiengänge erst noch entwickelt werden
Fazit: DaF bietet eher erfreuliche Lehr- und Lernbedingungen DaZ muss dagegen mit eher schwierigen Lern- und Arbeitsbedingungen zurecht kommen und wartet noch auf die bildungspolitische Anerkennung seiner Relevanz

Anmerkungen zu dieser Tabelle:

Natürlich handelt es sich um eine vereinfachte Gegenüberstellung, realiter verschwimmen die Unterschiede zwischen DaF und DaZ öfter. Z.B. wird in Deutschland sowohl DaF als auch DaZ unterrichtet. Typische DaF-Lerner sind Studenten, etwa aus dem europäischen Ausland, die nach Beendigung ihres Studiums in ihr Heimatland zurückkehren.

Dies ändert sich gravierend in der gegenwärtigen Flüchtlingssituation (2015), in welcher Deutschland Hunderttausenden von Kriegsflüchtlingen aus dem nahen Osten und Nordafrika Asyl gewähren wird: Daraus resultiert ein großer Bedarf an DaF-Kursen im Inland und eine ganz andere Motivation für den DaF-Lerner: Die möglichst rasche Integration in das gesellschaftliche Leben Deutschlands bzw. des deutschsprachigen Raums.

Nach der Tabelle könnte man auch den Eindruck gewonnen, dass es sich bei DaF um ein etabliertes Universitätsfach handelt, während DaZ noch um seine Anerkennung ringen muss. Dies ist nur teilweise richtig. Es gibt zwar auch Studiengänge DaF, aber die DaZ-Ausbildung wird teilweise im Rahmen der Fachdidaktik Deutsch geleistet, die mindestens so anerkannt ist, wie die DaF-Ausbildungsgänge. Auch könnte der DaZ-Unterricht sehr viel systematischer betrieben werden als der DaF-Unterricht, weil DaZ-Unterricht oft an allgemeinbildenden Schulen stattfindet, während sich beim DaF-Unterricht eine Vielzahl von Trägern im In- und Ausland findet.

Eine sehr wichtige Gemeinsamkeit von DaF und DaZ ist die ökonomische Unsicherheit vieler Lehrkräfte, von denen viele als (Schein-)Selbstständige auf Honorarbasis an Sprach- und Volkshochschulen tätig sind. Diese problematische ökonomische Situation macht sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene eine mittel- und langfristige Planung sowohl für den Bereich DaF als auch für den Bereich DaZ schwierig.

Literatur

  • Kniffka G./Siebert-Ott G.: Deutsch als Zweitsprache. Lehren und Lernen. Schöningh 2007 S.15 ff ISBN: 978-3-8252-2891-0 - (Verlagsinfo)
  • Rösch Heidi (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache. Sprachförderung in der Sekundarstufe I. Schroedel 2005 S. 11 ff (Verlagsinfo mit Probeseiten)
  • Benholz C./ Iordanidou C.: Sprachliche Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in der Sekundarstufe I. Allgemeine Überlegungen und Literaturempfehlungen, 2005 S. 12 ff. Diese sehr informative Broschüre wird vom Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW vertrieben und ist für 6 Euro bestellbar. Mehr Informationen hier.

DaZ, DaF und Förderunterricht

Überschneidungen gibt es zwischen Deutsch als Zweitsprache, Deutsch als Fremdsprache und dem Förderunterricht bzw. Forder-Unterricht für Schüler und Schülerinnen mit sprachlichen Defiziten, die häufig aus einem Migrationshintergrund herrühren. Allerdings sind die Grenzen in der Praxis fließend, sodass es sicherlich sinnvoller ist, von tatsächlich bestehenden sprachlichen Problemen auszugehen, als vom jeweiligen sprachlichen familiären und Sozialisations-Hintergrund.

Fachportale

"Die Lehrerausbildung muss sich verändern, um auf die veränderten gesellschaft­lichen Bedingungen zu reagieren. Ein wesentlicher Aspekt dieser Veränderungen besteht in der stärkeren Berücksichtigung der sprachlichen Komponente schulischen Lernens. [...]
Ziel von ProDaZ ist es, Veranstaltungen zu entwickeln, in denen den Studierenden fach- und sprachdidaktische Inhalte kombiniert vermittelt werden. Die Stu­die­renden lernen in den fachdidaktischen Veranstaltungen Verfahren der Sprachför­derung kennen, die abgestimmt sind auf die zu vermittelnden fachspezifischen Inhalte und Methoden sowie die jeweilige Fachsprache. In der Anfangsphase von ProDaZ werden bereits bestehende Kontakte zu den Fächern intensiviert und ausgebaut, Module und Modulteile entwickelt und erprobt."
"Diese Web-Site enthält Materialien aus drei Fortbildungsmodulen, die mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung erstellt und in Fortbildungen erprobt wurden. Die Module sind für Förderlehrerinnen und Förderlehrer des "Förderunterrichts für Kinder und Jugendliche ausländischer Herkunft" an der Universität Essen und ähnlich strukturierten Projekten konzipiert. Die Web-Site bietet exemplarische Verlaufspläne von Fortbildungen und Handouts." (www.uni-essen.de)
Hierbei handelt es sich um Downloads zu folgenden Bereichen: Interkulturelle Arbeit, Sprache und Sprachdidaktik, Allgemeine Methodik und Didaktik des Förderunterrichts

Lehrpläne: DaZ

Was die Erstellung von eigenen DaZ-Lehrplänen betrifft ist Bayern ein Vorreiter. Hier die Selbstanzeige:

"Durch die Zunahme ausländischer Schüler in den Regelklassen steigt der Bedarf an Fördermaßnahmen im Fach "Deutsch als Zweitsprache". Deshalb stehen insbesondere die Intensiv- und Förderkurse für das Fach Deutsch als Zweitsprache im Mittelpunkt der oben genannten Maßnahmen. Im Freistaat Bayern werden deshalb jedes Schuljahr mehr als 6.000 Gruppen und Kurse für jeweils rund 50.000 ausländische Schülerinnen und Schüler angeboten. Aufgrund einer durchschnittlichen Gruppenstärke von unter 8 Schülern ist eine qualifizierte Förderung in Deutsch gewährleistet. Die Lehrkräfte haben mehr Zeit, auf individuelle Schwächen der Schüler, die häufig aus vielen verschiedenen Nationen stammen, einzugehen. Allein im Förderbereich Deutsch werden mehr als 550 deutsche Lehrkräfte zusätzlich eingesetzt; knapp 60% aller ausländischen Schüler erhalten zusätzlichen Deutschunterricht. Für die zielgenaue Umsetzung dieser Aufgabe steht ein eigener Lehrplan für das Fach 'Deutsch als Zweitsprache' zur Verfügung. Mit Beginn des Schuljahres 2002/2003 ist der neue Lehrplan für dieses Fach in Kraft getreten ..." (www.bildungsoffensive-bayern.de)

Der dort vorgelegte Lehrplan basiert auf dem Konzept der Lernszenarien oder Lernfelder. Für die Grundstufe und die Aufbaustufe werden jeweils sechs Lernfelder vorgegeben und didaktisch-methodisch ausgestaltet. Diese sind:

  1. Ich und Du
  2. Lernen
  3. Sich orientieren
  4. Miteinander leben
  5. Was mir wichtig ist
  6. Sich wohl fühlen

Ein Ansatz, der in den Bundesländern Bremen und Thüringen übernommen wurde.

"Der Lehrplan Deutsch als Zweitsprache ist die pädagogische und fachliche Grundlage zum Deutschunterricht für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Erstsprache. Er enthält Lernziele und Lerninhalte sowohl für die Grundschule sowie die Förderschule als auch für die weiterführenden Schularten Hauptschule, Realschule, Wirtschaftsschule, Gymnasium und Berufsschule." (www.isb.bayern.de)
Vier Download-Dateien: Grundlagen und Leitlinien - Grundschule - Weiterführende Schulen - Informationen zur Umsetzung
"Die vorliegenden Handreichungen „Deutsch als Zweitsprache“ (2001) für die Sekundarstufe I sind mit freundlicher Genehmigung des Bayrischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus entstanden. Sie sind als Ergänzung zum Rahmenplan „Deutsch für die Sekundarstufe I“ zu verstehen."(www.lehrplan.bremen.de)

Materialien

"Die BiDaZ umfasst sowohl eine Vielzahl unterschiedlicher Lehr- und Lernmaterialien als auch wissenschaftliche Publikationen für den Kontext Deutsch als Zweitsprache. Wir präsentieren Ihnen die Bibliographie mit zurzeit über 3000 Einträgen als eine interaktive Materialbörse. Mit den zusätzlichen Funktionen wollen wir Sie dazu einladen, sich am Ausbau und an der Aktualität der Bibliographie zu beteiligen."

Siehe auch


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