Motivation beim Erlernen der deutschen Sprache als Zweitsprache
Deutsch als Zweitsprache: wie steht es um die Motivation?
Einer der drei Fremdsprachen, die Schüler in den weiterführenden Schulen in den Niederlanden erlernen ist die deutsche Sprache. Deutsch gehört in den ersten zwei/drei Schuljahren zum Pflichtfachbereich: es hat den Anschein, als wären die Schüler am Anfang wenig motiviert, Deutsch als Zweitsprache zu erlernen . Man würde annehmen, dass die Schüler es interessant fänden, sich Deutsch anzueignen , um sich so mit der benachbarten deutschen Bevölkerung unterhalten zu können. Warum bleibt die Motivation bei einem Großteil der Schüler auf der Strecke?
Es ist unverständlich , dass keine Motivation für die deutsche Sprache anwesend ist. In der heutigen Europäisierung, wobei Praxisstellen und das Studieren im benachbarten Deutschland zu den Möglichkeiten gehört, ist es weniger glaubhaft, dass das Interesse am Deutschen geringer wird. Dazu gibt es verschiedene Gründe: wenig ansprechenden Unterricht, die Sprache hat für die Schüler keinen Nutzen, Schüler empfinden die deutsche Grammatik als zu komplex und ihrer Meinung nach reicht die englische Sprache zur Kommunikation im Ausland. In den Deutschstunden wird viel zu wenig Wert gelegt auf die Kommunikation. Es sind zwar die ersten Ansätze da, wie zum Beispiel Schüleraustausch und Sprachdorf, aber es wird nicht ausreichend weitergeführt. Oder ist es der Individualismus, der die Schüler in dieser Motivation bremst? Auf Grund eines zu großem Angebots an multimedialen Möglichkeiten, fehlt ihnen möglicherweise der Reiz? Ganz wichtig in dieser Hinsicht ist die Motivation der Schüler, denn sie reizt nicht nur zum Lernen einer Sprache an, sondern stimuliert auch das Lernen. Eine große Anzahl an internen und externen Faktoren spielen eine Rolle beim Erlernen der deutschen Sprache. Diese Faktoren stehen außerdem in Wechselwirkung mit einander und führen zu einer Individualisierung des Lernprozesses. Sie wirken sich aus auf die Motivation der Schüler.
Interne Faktoren sind Persönlichkeitsfaktoren wie Erfolg, Misserfolg, Angst (Ängstlichkeit)und Konkurrenzgeist. Angst hat Einfluss auf das Sprachenlernen, denn einerseits hemmt sie die Schüler, andererseits kann sie den Lernprozess auch positiv beeinflussen, da die Schüler angespornt werden, die Aufgaben zu bewältigen. Konkurrenzgeist stimuliert die Schüler, sich mit anderen zu vergleichen, könnte jedoch auch Angst auslösen und die Motivation verringern
Beispiele von externen Faktoren sind Schulsystem, Unterrichtsumfeld, andere Fremdsprachen und (soziale)Kontakte. Die Schüler gehören einer sozialen Gruppe (Familie, Freunde usw.) an, die als Vorbild dienen. Der Unterrichtsumfeld und die Kontakten mit Deutschsprachigen sind sehr wichtige externe Faktoren.
In Bezug auf die L2-Motivationsforschung gibt es verschiedene Theorien. Das sozial psychologische Konzept von Gardner war bis in die neunziger Jahre vorherrschend. Dabei ist die persönliche Einstellung der Schüler zur Zielsprache, dem Zielsprachenland und deren Sprechergruppen von großer Bedeutung. Auch nahm Gardner an, dass nicht nur das Erlernen von Vokabular und Satzkonstruktionen wichtig waren, sondern das – über dem Gesichtspunkt der Motivation - die Konfrontation mit der (deutschen)Kultur und deren Bevölkerung berücksichtigt werden sollte.
Selbstbestimmung ist ein weiteres Motivationskonzept , wobei es um intrinsischer und extrinsischer Motivation handelt. Intrinsische Motivation: die Schüler haben Freude daran Deutsch zu lernen und ihren Neugier in Beziehung auf die Fremdsprache zu befriedigen. Bei extrinsischer Motivation geht es um das Verhalten der Schüler, das durch äußere Einflüsse und Ziele bestimmt wird: sie lernen, um gute Noten zu bekommen, oder um Strafe vorzubeugen. Die Motivation ist somit Teil der Persönlichkeit, oder Ausdruck des eigenen Bedürfnisses, worüber sich der Lehrer viel mehr im Klaren sein sollte!
Wie steht es um die Motivation und den Erfolg beim Erwerben einer Fremdsprache? Entweder führt Motivation beim Erlernen von Deutsch zum Erfolg(Kausalhypothese) , oder der Erfolg beim Lernen löst Motivation aus.( resultative Hypothese). Anfänglich sind die Schüler – wie gesagt –wahrscheinlich wenig motiviert, und deshalb sollte der Lehrer dafür sorgen, dass die Schüler Erfolgserlebnisse haben und dadurch ihre Motivation erhöht wird. Sie ist wichtig für den Lernprozess und appelliert an ihr Durchsetzungsvermögen.
Die Motivation der Schüler sollte angeregt werden, indem Inhalt und Form des Unterrichts motivierend gestaltet wird.Kontakte zu deutschsprachigen Ländern in Form von Austausch, Unterrichtsbesuchen, Auslandsaufenthalten, Emailkontakten sollten häufiger stattfinden. Soziale Vorstellungen und Vorurteile hinsichtlich der deutschen Kultur, im Rahmen der Europäisierung, sollten abgebaut werden. Schließlich üben die Persönlichkeit, fachlicher Kompetenz und Unterrichtsstil eines Lehrers, aber auch sein positiver Feedback, einen wesentlichen Einfluss auf die Motivation der Schüler aus.
Literatur
- Kondo, K(1999), Sprachlernbewusstheit und Motivation beim Fremdsprachenlernen.
- Schlak, T.,Banze K.(2002) Die Motivation von DaF-Lernenden an Sprachlehrinstitutionen im Bielefelder Raum.
- Gardner, Robert C. (1985). Social Psychology and Second Language Learning. The Role of Attitudes and Motivation. London: Edward Arnold.
- Deci, Edward L. & Ryan, Richard M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human Behaviour. New York: Plenum Press.
- Hermann, Gisela. (1980). Attitudes and Success in Children’s Learning of English as a Second Language: The Motivational vs. the Resultative Hypothesis. English Language Teaching Journal, 34.